EU-Kommission legt Strategiepapier zur Förderung der Mehrsprachigkeit vor

In Europa gibt es viele Sprachen: Manche davon sind Amtssprachen, manche werden in bestimmten Regionen oder von Minderheiten gesprochen. Alle sind Bestandteil unseres gemeinsamen kulturellen Erbes und machen uns zu dem, was wir sind. Diese große Palette wird durch die Sprachen und Kulturen, die die Zuwanderer zu uns bringen, noch bereichert. Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, haben heute größere Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu treten. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen:

  1. Wir können uns in Europa frei bewegen. Es ist heute gang und gäbe, in ein anderes europäisches Land zu reisen, in dem eine andere Sprache gesprochen wird, um dort Urlaub zu machen, zu studieren oder zu arbeiten.
  2. Dank der täglichen Kontakte mit Menschen, die aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen zu uns gekommen sind, um bei uns in Europa zu leben, bieten heute viele unserer Städte ein ganzes Mosaik aus Sprachen und Kulturen.
  3. Als Folge der Globalisierung machen wir Geschäfte mit Kunden und Lieferanten in anderen Ländern und auf anderen Kontinenten.

Sprache ist der Schlüssel zur Kommunikation. Sie ist auch der Schlüssel zu anderen Kulturen. Wenn wir keine Sprachen lernen, um uns gegenseitig zu verstehen, haben die Kontakte zwischen Menschen unterschiedlicher Muttersprache nur zu häufig Missverständnisse und Abgrenzung zur Folge und führen damit auch dazu, dass Chancen verpasst werden.

Warum sind Sprachen so wichtig?

Sprachen sind für die Bürger im Alltag wichtig. Ein paar Beispiele: Sie reisen ins Ausland und müssen in einem Krankenhaus oder auf einer Polizeistation jemanden suchen, der Ihre Sprache spricht. Ihre afrikanischen Nachbarn würden sich gerne an den Aktivitäten der örtlichen Gemeinschaft beteiligen, wissen aber nicht, wie sie damit beginnen sollen, Ihre Sprache zu lernen. Sie finden eine interessante Information im Internet, aber in einer Sprache, die sie nicht verstehen. Sie sind Klempner, Krankenpfleger oder Arzt und möchten im Ausland arbeiten, aber weder Sie noch Ihre Familie sprechen die Sprache, die Sie dazu brauchen. Sie hoffen, einen wichtigen Vertrag mit einem chinesischen Geschäftspartner unterzeichnen zu können – wenn unter Ihren Mitarbeitern jemand wäre, der Chinesisch kann, hätten Sie einen Vorteil gegenüber Ihren Konkurrenten.

Warum soll auf EU-Ebene etwas geschehen?

Um die Lage zu verbessern, hat die Europäischen Kommission vorgeschlagen, ihr Handeln mit dem der Regierungen der Mitgliedstaaten, des Europäischen Parlaments, der Regionen und der Sozialpartner zu bündeln, um den Menschen bewusst zu machen, wie vorteilhaft es sowohl für den geschäftlichen Erfolg als auch für den Dialog mit anderen Kulturen ist, mehrere Sprachen zu sprechen;
allen Bürgern die Möglichkeit zu bieten, zusätzlich zu ihrer Muttersprache zwei weitere Sprachen zu erlernen.

Diese Ziele bilden das Grundgerüst der so genannten „Mehrsprachigkeitspolitik“. Sie werden in einer Mitteilung der Kommission dargelegt. Dabei handelt es sich nicht um einen Rechtsakt, sondern um eine Art Strategiepapier. Die Kommission hat keinerlei Befugnisse, wenn es um die Organisation der Schulen geht. Dies ist ausschließlich Sache der Mitgliedstaaten. Genauso wenig verabschiedet die Kommission Gesetze, mit denen Sprachen gefördert werden sollen. Ihre Rolle beschränkt sich darauf, die politische Richtung aufzuzeigen, um den Mitgliedstaaten dabei zu helfen, die gemeinsamen Probleme zu lösen, vor denen ihre Bürger stehen.

Um ihre mittel- und langfristigen Ziele zu erreichen, fördert die Kommission die Mehrsprachigkeit durch eine ganze Reihe von Strategien und Programmen, mit denen die Mitgliedstaaten, örtlichen Behörden und Sozialpartner angeregt werden, selbst zu handeln. Im Jahr 2012 wird die Kommission prüfen, welche Fortschritte gemacht wurden.

Es ist klar, Sprachen sind wichtig. Aber welche soll man lernen? Die Kommission schlägt vor, dass jede Bürgerin und jeder Bürger neben der Muttersprache eine internationale Verkehrssprache und, entsprechend dem persönlichem Bedarf, den eigenen Interessen und dem familiärem Hintergrund, eine „persönliche Adoptivsprache“ auswählen und erlernen sollte.

Das 16-seitige Strategiepier „Mehrsprachigkeit: Trumpfkarte Europas, aber auch gemeinsame Verpflichtung“ der Europäischen Kommission können Sie als PDF-Datei abrufen.

[Text: EU-Kommission. Quelle: Pressemitteilung, 2008-07-17. Bild: EU.]