„Besservisser beim Kaffeeklatsching“ – Deutsche Wörter im Ausland

Dass die deutsche Sprache voller Anglizismen ist, ist bekannt. Dass aber auch viele deutsche Wörter „ausgewandert“ sind, weiß kaum jemand. Sven Siedenberg stellt dem staunenden Leser die populärsten und skurrilsten Germanismen mit vielen Erläuterungen zu Herkunft und Bedeutung vor. Denn oft verraten die Sprachexporte, wie die deutsche Kultur im Ausland wahrgenommen wird. „Kein langweiliges Wörterbuch, sondern überraschend amüsante Beispiele aus dem täglichen Sprachgebrauch“, so der Verlag.

Aus dem Vorwort:

„Ich spreche Spanisch mit Gott, ltalienisch mit den Frauen, Französisch mit den Männern und Deutsch mit meinem Pferd.“ Als Karl V., geboren 1500 in Genf und letzter römisch-deutscher Kaiser, so zu seinen über Europa und Amerika verstreuten Untertanen sprach, haftete dem Deutschen in den Nachbarländern noch der Stallgeruch einer bäuerlichen, ungeliebten Sprache an. Erst mit Luthers Bibelübersetzung wurde das Deutsche geadelt und gelangten Wörter wie „Protestant“ oder „Sauerkraut“ ins Englische, Französische, Italienische und Spanische. Weitere Auswanderungswellen folgten zur Goethezeit, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie während der beiden Weltkriege. Neben militärischen und wissenschaftlichen Ausdrücken tauchten auch Perlen des SchönkIangs und Tiefsinns in anderen Sprachräumen auf: „Lebenslust“, „Biergarten“, „Heldentenor“, „Schnaps“, „Poltergeist“, „Edelweiߓ, „Wunderkammer“ oder „Minnesänger“. […]
Geschätzte 10.000 deutsche Sprachexporte sind international in Umlauf – eine Auswahl versammelt dieses Buch, mit Anwendungsbeispielen und Erläuterungen zu Herkunft, Bedeutung und Entlehnungsweg. Nicht immer lässt sich genau ermitteln, wann und über welche Grenze die Exportschlager einmal ausgewandert sind. Oft dauert es viele Jahrzehnte, bis ein Wort auch schriftlich in der neuen Sprachheimat angekommen ist, oft nimmt es mehrere Wege, und oft verwandelt es sich auch – aus Pudel wird „Franse poedel“, aus Schnorchel wird „Snorkkeli“ und aus Christkind wird „Kriss Kringle“.

Der Autor Sven Siedenberg lebt und arbeitet als Journalist und Autor in München. Er schrieb Glossen, Kritiken, Reportagen, Porträts und Essays für Spiegel, Stern, Focus, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung und andere Magazine und Zeitschriften. Zuletzt war er Kulturredakteur der Süddeutschen Zeitung. Er hat an zahlreichen Anthologien mitgewirkt und bereits mehrere Bücher geschrieben.

Sven Siedenberg (2009): Besservisser beim Kaffeklatsching. Deutsche Wörter im Ausland. Ein Lexikon. München, Heyne. 256 Seiten, 7,95 Euro, ISBN 978-3453601000.

[Text: Heyne. Quelle: Heyne. Bild: Heyne.]

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