Berlin: Goethe-Institut organisiert Fachtage zur Mehrsprachigkeit

Leonard OrbanUnter der Schirmherrschaft von Leonard Orban (Bild), als Mitglied der Europäischen Kommission zuständig für Mehrsprachigkeit, veranstaltet das Goethe-Institut gemeinsam mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und einer Reihe von Partnern die dreitägige Veranstaltungsreihe „Sprachen ohne Grenzen“. Vom 17. bis 19. September 2009 wird in der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin in Vorträgen, Diskussionsrunden und Präsentationen über die Bedeutung und den Nutzen von Mehrsprachigkeit für das politische, kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Leben diskutiert. Das international besetzte Forum gliedert sich in die Themenschwerpunkte Mehrsprachigkeitspolitik, Mehrsprachigkeit und Bildung sowie Mehrsprachigkeit in Wissenschaft und Wirtschaft.

Welche Kosten verursacht die Einsprachigkeit in der Wirtschaft? Wie kann Mehrsprachigkeit in Wirtschaftsunternehmen gefördert werden? Welche Anreize können dafür entwickelt werden und welche Chancen bietet ein strategisches Sprachwissensmanagement? Dies sind einige der Fragen, denen sich Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in der Sektion „Mehrsprachigkeit und Wirtschaft“ widmen werden. Neben Experten aus Unternehmen werden auch Vertreter aus der EU-Politik erwartet.

Die sprachliche Integration von Migranten im europäischen Vergleich thematisiert die Fachkonferenz „Sprache und Integration“. Beispiele aus Großbritannien, Italien und Deutschland zeigen aktuelle Ansätze sprachlicher Integration in Europa. Bei der Konferenz soll auch die Einbeziehung und Stärkung der Herkunftssprachen von Migranten aufgegriffen sowie das bisher unterschätzte gesellschaftliche Potential dieser Sprachenvielfalt erörtert werden. Vertreter aus Wissenschaft und Praxis berichten über aktuelle Aktivitäten in Europa und speziell in Deutschland.

Konkrete Beispiele aus der Mehrsprachigkeitsdidaktik sind bei einem weiteren Themenschwerpunkt zu erleben. Hier wird sich u.a. eine Diskussion zu den Vor- und Nachteilen der Mehrsprachigkeit äußern. Welche Rolle spielt das Englische als erste Fremdsprache für das Erlernen weiterer Fremdsprachen? Kann mehrsprachig in einem Fach gelehrt werden und was bedeutet dies für die Lehrerausbildung? In einer interaktiven Vorlesung wird gezeigt, wie man z.B. gleichzeitig fünf Sprachen einer Sprachenfamilie lernen kann. In szenischen Spielen zeigen Kinder mit Migrationshintergrund wie ein interkultureller Dialog möglich ist, auch wenn ihre Sprache nicht von allen Beteiligten verstanden wird.

Goethe-InstitutDer Mehrsprachigkeit in den Wissenschaften widmet sich ein vom Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) konzipiertes Symposium, das im Rahmen von „Sprachen ohne Grenzen“ und in Kooperation mit der Alexander von Humboldt-Stiftung stattfindet. Idee und Wirklichkeit der akademischen Mehrsprachigkeit werden dabei miteinander in Beziehung gesetzt. Eine zentrale Rolle wird die Frage nach der Bedeutung von Englisch als Wissenschaftssprache und die Befürchtung, sie verdränge die anderen Sprachen, spielen: Ist Mehrsprachigkeit in den Naturwissenschaften überhaupt praktikabel? Und wie steht es andererseits mit der Englischkompetenz an deutschen Hochschulen? Beispiele einer erfolgreichen Integration von Mehrsprachigkeit in Hochschul-Curricula werden präsentiert. Anschließend lotet eine Podiumsdiskussion Perspektiven der akademischen Mehrsprachigkeit und ihrer Förderung aus.

Ein Rahmenprogramm reflektiert das Thema auch unter künstlerischen und kulturellen Aspekten: Das Theaterstück „Unserdeutsch – ein dokumentarisches Südseemärchen“ zur einzig deutsch-basierten Kreolsprache wird uraufgeführt, den Einfluss der Bollywood-Filme auf die Verbreitung des Hindi in Indien zeigt ein Dokumentarfilm, afrikanische Jugendliche treten bei Theaterworkshops mit deutschen Jugendlichen in einen mehrsprachigen Dialog, eine Stadtführung begibt sich auf die Spuren der Sprachenvielfalt in Berlin und ein Jazzkonzert lädt zum abendlichen Tagesabschluss ein.

www.sprachen-ohne-grenzen.de 

[Text: Susanne Sporrer. Quelle: Pressemitteilung Goethe-Institut, 2009-07-21. Bild: EU-Kommission.]

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