„Gelbes Branchenbuch“ schreibt massenhaft Übersetzer an

Zurzeit werden von dem Absender „Gelbes Branchenbuch“ (mail@gbbmailings.net) massenhaft E-Mails an Freiberufler, Kleinunternehmer und andere Selbstständige in Deutschland verschickt, darunter sehr viele Übersetzer. Unter der Betreffzeile „Ihr Eintrag im Branchenbuch 2010/2011“ wird für ein Online-Adressverzeichnis geworben, das unter der Adresse www.gelbesbranchenbuch.com betrieben wird.

Der Mail ist eine PDF-Datei angehängt, die wie ein Korrekturabzug gestaltet ist. Sie enthält bereits einige – aber nie alle – Daten des Empfängers, die zudem oft veraltet sind.

Aus dem Kleingedruckten geht hervor, dass bei Faxrücksendung der mit „Eintragungsantrag“ überschriebenen Seite ein Vertrag über einen „Premium Business Eintrag“ mit einer Laufzeit von mindestens zwei Jahren abgeschlossen wird. Dessen Kosten belaufen sich auf 65,00 Euro pro Monat, zahlbar sofort für zwei Jahre im Voraus. Die Rechnung fordert daher zur Zahlung von 1.560,00 Euro binnen 15 Tagen auf. Bei Zahlungsverweigerung wird der Betrag von einem deutschen Rechtsanwalt eingetrieben.

Als Faxnummer für die Rücksendung des „Eintragungsantrags“ wird entweder eine Nummer mit Frankfurter Vorwahl oder eine Servicenummer mit österreichischer Landesvorwahl genannt.

Betreiber des Gelben Branchenbuchs ist laut Impressum der Website die MCP Holding Ltd. in Belize City, Belize. Belize ist eine winzige Bananenrepublik zwischen Mexiko und Guatemala.

Als Vertragspartner tritt die GBB Ltd. mit Sitz in Majuro, der Hauptstadt der Marshall-Inseln, auf. Die Marshall-Inseln liegen in der Wasserwüste Mikronesiens, rund 3.500 km westlich von Honolulu, 2.500 km östlich von Guam und rund 3.500 km nordwestlich von Australien. Dieser Sitz des Vertragspartners ist durchaus von Bedeutung, denn eine Kündigung ist nur „schriftlich per Brief“ möglich.

Darüber hinaus findet sich im Kleingedruckten folgender Hinweis: „Gerichtsstand ist Prag, Tschechische Republik. Es gilt tschechisches Recht.“

Wie die Angebote des bereits seit mehreren Jahren aktiven „Gelben Branchenbuchs“ zu bewerten sind, erklärt unter anderem die Handwerkskammer Reutlingen auf der folgenden Seite:

www.hwk-reutlingen.de/branchenbuch-abzocke.html

[Text: Richard Schneider.]