EU-Kommission: Mehr Hochschulen sollen Übersetzerstudiengänge anbieten

Die Europäische Kommission setzt sich verstärkt dafür ein, dass mehr europäische Hochschulen Studiengänge hoher Qualität für Studenten anbieten, die den Übersetzerberuf anstreben. In diesem Zusammenhang erweitert die Kommission ihr Hochschulnetz „Europäischer Master Übersetzen“ (EMT), das im letzten Jahr eingerichtet wurde, weil auf dem Arbeitsmarkt immer mehr qualifizierte Übersetzer gesucht werden.

EMT steht nicht nur für ein Netz, sondern ist auch ein anerkanntes Gütezeichen. Bisher haben sich 34 europäische Hochschulen erfolgreich um eine Aufnahme in dieses Netz beworben (siehe Link). Hochschulen, die das EMT-Label verwenden wollen, lassen ihr Studienangebot von Übersetzungssachverständigen prüfen, die zum größten Teil Mitglieder des bestehenden Netzes sind. Vom 11. bis 13.10.2010 veranstaltet das EMT-Netz seine Jahreskonferenz in Brüssel.

Androulla Vassiliou„In vielen Ländern kann jeder als Übersetzer arbeiten, ohne dass seine berufliche Kompetenz gewährleistet ist. Langfristig soll mit dem EMT-Projekt das Niveau der Übersetzerausbildung angehoben werden. Ein Studiengang, der das EMT-Gütezeichen trägt, gilt als einer der besten auf diesem Gebiet“, erklärte Androulla Vassiliou, die EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend.

Die Kommission hat das EMT-Projekt hauptsächlich aus zwei Gründen entwickelt: wegen einer weltweit rasch ansteigenden Nachfrage nach qualifizierten Sprachdienstleistungen und wegen der Verdopplung der Zahl der EU-Amtssprachen von 11 auf 23 zwischen 2004 und 2007.

Weltweit steigt die Nachfrage nach Übersetzungsdienstleistungen rapide an. Laut einer Studie über die Sprachenindustrie in der Europäischen Union aus dem Jahr 2009 soll der derzeitige Umsatz in den kommenden Jahren um mindestens 10 % pro Jahr steigen. Es wird erwartet, dass der Wert dieses Wirtschaftszweigs bis 2015 fast 20 Milliarden Euro ausmachen wird.

Zur Sprachenindustrie gehören Übersetzung, Dolmetschen, Untertitelung, Synchronisierung und Lokalisierung (d. h. die Anpassung von Übersetzungen an spezifische lokale Gegebenheiten). Die Fähigkeiten, die ein Übersetzer auf dem modernen Arbeitsmarkt benötigt, gehen zunehmend über reine Sprachkenntnisse hinaus. Wie im EMT-Projekt dargelegt, erfordert der Übersetzerberuf auch Kenntnisse in Unternehmensführung, Projektmanagement und Verhandlungstechniken. An vielen Hochschulen werden Studierenden der Übersetzungswissenschaft jetzt auch Managementkenntnisse vermittelt. Derzeit bieten fast 250 Universitäten und andere Hochschulen in der Europäischen Union Studiengänge für angehende Übersetzer an.

Die Generaldirektion Übersetzung der Kommission leistet dem EMT-Netz verwaltungstechnische Unterstützung und dient als Schaltstelle für den Informationsaustausch und den Know-how-Transfer. Die Kommission stellt 2010 etwa 300.000 Euro für die Kosten der verwaltungstechnischen Unterstützung und der Jahreskonferenz des Netzes bereit. Sie leistet aber keine direkte finanzielle Unterstützung für die Studiengänge oder die Studierenden.

Hochschulen im EMT-Netz:
http://ec.europa.eu/dgs/translation/programmes/emt/network/index_de.htm
Das Projekt „Europäischer Master Übersetzen“:
http://ec.europa.eu/dgs/translation/programmes/emt/index_de.htm

Androulla Vassiliou
Vassiliou studierte Jura und Internationale Beziehungen in London. 20 Jahre lang war sie als Juristin auf Zypern tätig. 1988 wurde ihr Mann Präsident von Zypern, Vassiliou wurde als „First Lady“ in sozialen und kulturellen Bereichen aktiv. Später wurde sie zur Präsidentin verschiedenster Organisationen gewählt, beispielsweise der World Federation of United Nations Associations. Im Februar 2008 wurde sie EU-Kommissarin für Gesundheit und im November 2009 zur Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend ernannt.

[Text: EU-Kommission. Quelle: Pressemitteilung EU-Kommission, 2010-10-12. Bild: EU.]