Arbeitsmarktöffnung am 1. Mai 2011 – Sprachbarrieren bleiben

Am Tag der Arbeit öffnet sich nun nach sieben Jahren der deutsche Arbeitsmarkt auch für Bürger aus acht osteuropäischen Ländern. Die Arbeitskräfte aus denjenigen Staaten, die 2004 der Europäischen Union beigetreten sind (ausgenommen Malta und Zypern), dürfen ohne Arbeitserlaubnis nach Deutschland kommen. Deutschland braucht qualifizierte Zuwanderer.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sieht die Arbeitnehmerfreizügigkeit als „ganz große Chance“. „Ich bin überzeugt, dass die Arbeitskräfte aus den neuen EU-Staaten unserer wirtschaftlichen Entwicklung helfen werden“, so von der Leyen.

Doch nun stellt sich die Frage, ob auch wirklich diejenigen aus Estland, Lettland, Litauen, Polen, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn kommen werden, die hier gebraucht werden. Ist die Sorge vor Lohndumping berechtigt? Wird die Arbeitnehmerfreizügigkeit den Mangel an Hochqualifizierten lediglich lindern oder lösen? Deutschland hat darauf keinen Einfluss, da die Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU für jede Arbeitskraft gilt.

Die Bundesarbeitsministerin erwartet keinen großen Ansturm: „Wir rechnen mit rund 100.000 Personen. Die meisten, die kommen werden, sind jung und gut qualifiziert.“ Wer die Absicht habe, schwarz arbeiten zu wollen, sei bereits in Deutschland.

Die Schranken am Arbeitsmarkt gehen hoch, die Sprachbarrieren indes bleiben bestehen. SŠtefan Duhán, Vize-Chef der tschechischen Arbeitsmarktverwaltung, äußert sich in diesem Zusammenhang wie folgt: „Die Arbeitsmarktöffnung hat mehr psychologische als praktische Wirkung und wird von der tschechischen Bevölkerung sehr positiv aufgenommen.“ Duhán erklärt, dass die größten Hindernisse in fehlenden Sprachkenntnissen liegen. Außerdem habe sich das Lohnniveau z.B. in Ungarn und Slowenien stark dem österreichischen angenähert.

Der slowakische AMS-Chef Ivan Jurᚠrechnet jedoch mit starken Auswirkungen auf die Grenzgebiete. „Die Bereitschaft von Bratislava nach Wien zu pendeln ist traditionell sehr groß.“

Auch der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sagt: „In Grenzregionen zu Polen, Tschechien und Slowenien werden sich deutsche Arbeitnehmer auf schärferen Wettbewerb einstellen müssen.“ Allerdings gibt Weise zu bedenken: „Deutschland ist weniger attraktiv, als viele glauben. Junge, gut ausbildete Osteuropäer gehen oft lieber nach England, wo sie auch geringere Sprachprobleme haben.“

[Text: Jessica Antosik. Quelle: kurier.at, 27.04.2011; faz.net, 30.04.2011; de.news.yahoo.com, 23.04.2011. Bild: wikipedia.de.]