Sicherheitshinweise einsprachig, Verbotsschilder mehrsprachig: Ausländerdiskriminierung?

In einigen Bahnen im Ruhrgebiet sind wichtige Sicherheitshinweise lediglich in deutscher Sprache verfasst, ein spezieller Hinweis für potenzielle Schwarzfahrer ist dagegen in acht Sprachen (Niederländisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Griechisch, Türkisch und Russisch) übersetzt worden. Diese werden davor gewarnt, dass für das Fahren ohne Fahrschein ein „erhöhtes Beförderungsentgelt von 40 Euro“ erhoben wird. Unterstrichen wird die Information mit den Worten: „Bitte ersparen Sie uns und Ihnen den damit verbundenen Ärger.“

Nun lässt sich darüber streiten, ob die mehrsprachigen Hinweisschilder in den Bahnen ein Zeichen für Weltoffenheit sind. Doch dann stellt sich die Frage, warum die Sicherheitshinweise, die eventuell Leben retten könnten (beispielsweise Informationen zum „Verhalten bei Betriebsstörung im Tunnel“), nur auf Deutsch vorliegen. Nach Monika Düker, Landesvorsitzende und flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen in NRW, handelt es sich hier um eine „eindeutige Diskriminierung bestimmter Gruppen“. „Man stigmatisiert Ausländer zu Schwarzfahrern, indem man ihnen nur diese Information sprachlich zuweist.“

Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, äußerte sich in diesem Zusammenhang wie folgt: „Natürlich kann man nicht sämtliche Schilder im öffentlichen Raum in allen Sprachen wiedergeben. Doch man sollte abwägen, welche Schilder – zum Beispiel, um Gefahren zu vermeiden – man in welche Sprachen übersetzt.“

Nach Angaben von Thomas Nordiek, dem Sprecher der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG), überarbeite man momentan mit der Essener Verkehrs-AG (EVAG) die Hinweisschilder in Bussen und Bahnen. Geplant sei auch die Übersetzung wichtiger Hinweisschilder in mehrere Sprachen.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: derwesten.de, 30.05.2011.]

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