Nationale Autonome Universität Mexikos dokumentiert und archiviert indigene Sprachen

Das Linguistische Labor des Instituts für Anthropologische Forschung (Instituto de Investigaciones Antropológicas, IIA) der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (Universidad Nacional Autónoma de México, UNAM) engagiert sich für den Erhalt indigener Sprachen ein und sichert diese digital.

Bei dem Sprachlabor handelt es sich um das erste Labor an der UNAM zur Archivierung indigener Sprachen. Ziel ist es einen multimodalen Corpus, d.h. Audio- und Video-Archive, zu schaffen. Das Labor soll ein universitärer Aufbewahrungsort linguistischer Archive werden und die Transkription und morphologische Analyse jedes Dokuments möglich machen.

Samuel Herrera, der Verantwortliche des IAA berichtet, dass es Dialekte gäbe, die lediglich von zwei oder drei Sprechern angewendet werden. Aus diesem Grund müsse man diese vor dem Aussterben bedrohten Sprachen bzw. Dialekte wie Paipai (Baja California) und Tarahumara (Chihuahua) dokumentieren oder archivieren, um sie anschließend linguistisch, anthropologisch und historisch zu erforschen. Des Weiteren gehören zu den gefährdeten Sprachen unter anderem Huave (Oaxaca), Chuj (Chiapas), Huasteca (Veracruz y San Luis Potosí), Chichimeca (Guanajuato) und Náhuatl. Die Mehrheit der Sprachen sei im kulturellen Erbe vorhanden.

Auch Mythen, Bräuche und Heilkünste werden gesammelt. Außerdem hat man den Datenbestand „Dialektaler Gebiete des modernen Náhuatl“ von Yolanda Lastra zusammengetragen. Zapotekische Aufnahmen aus Yalálag (Oaxaca) und das Archiv der „Indigenen Sprachen Mexikos“ ergänzen den Bestand.

Das Labor hat eine Vereinbarung mit der Nationalen Schule für Anthropologie und Geschichte, um Sicherheitskopien der Archive anzufertigen. Eine einzige Aufnahme kann für vielerlei Forschungsvorhaben nützlich sein: etwa für akustische, phonologische, morphologische, syntaktische und pragmatische Analysen. „Bezogen auf Materielles und Physikalisches haben wir ungefähr 800 Archive im Original. Alles ist praktisch schon digitalisiert und man könnte in Gigabytes messen“, so Samuel Herrera.

Das Sammeln der Daten beinhaltet Feldarbeit zwischen 15 Tagen und mehreren Monaten. In dieser Zeit sucht man Sprecher, um hochwertige Audio- und Video-Aufnahmen mit den sachgerechtesten Parametern zu machen. So werden persönliche wie auch Volks-Geschichten und Orts-, Pflanzen- und Tiernamen in den Originalsprachen gesammelt. Im Anschluss daran werden die Informationen technisch aufbereitet. Das Audio-Archiv transkribiert man mithilfe eines phonetischen Alphabets, um die Töne abzubilden. Wenn es allerdings um die Sprache mit ihren orthographischen Zeichen geht, dann verwendet man dieses System. Ferner arbeitet man an der Normierung der Schreibsysteme und plant mit den Gemeinden ein Standardwerk geschriebener Sprache auszuarbeiten.

Das Linguistische Labor des Instituts für Anthropologische Forschung tauscht sich mit anderen Einrichtungen aus, beteiligt sich an weiteren Vorhaben und steht mit dem Nationalen Institut für Indigene Sprachen in Kontakt. Des Weiteren ist es mit dem Projekt „Räumliche Sprachen und Wahrnehmung in Mesoamerika“ („Spatial Languages and Cognition in Mesoamerica“) verbunden, das unter der Leitung von Jürgen Bohnemeyer von der Universität Buffalo steht.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: npla.de, 21.08.2011. Bild: José Vasconcelos, UNAM (Wikipedia).]