Schäubles Ehrgeiz auf Englisch zu kommunizieren

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (Bild rechts) möchte Chef der Euro-Gruppe werden. Allerdings gibt es diesbezüglich geteilte Meinungen: In Berlin wird er als zu europäisch, in Brüssel als zu deutsch angesehen.

Wenn Schäuble bei den Treffen der Euro-Finanzminister im Brüsseler Ratsgebäude vor das Mikrofon tritt, haben die Simultandolmetscher einen schwierigen Job. Dann müssen sie nämlich große Anstrengungen unternehmen, um zu verstehen, was er eigentlich meint. Der Finanzminister ist, wie der Spiegel schreibt, „von dem unerschütterlichen Ehrgeiz besessen“, in der Euro-Gruppe auf Englisch zu kommunizieren. Für die Anwesenden klingt es jedoch mehr wie Schäubles Muttersprache Badisch. „Ich versteh den Wolfgang nicht“, beklagte der aktuelle Euro-Gruppen-Vorsitzende Jean-Claude Juncker bereits häufiger im kleinen Kreis. Der Luxemburger spricht den Bundesfinanzminister nun auf Deutsch an, allerdings antwortet Schäuble beharrlich auf Englisch.

„Die Leute sagen mir einen ‚badischen Akzent‘ nach und ich glaube, sie haben Recht. Aber ich finde das auch gut, wenn man hört, wo jemand herkommt“, sagte Schäuble einmal. Sollte Schäuble Junckers Nachfolger werden, werden es die Brüsseler Dolmetscher noch schwieriger haben.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: spiegel.de, 21.05.2012; finanzforscher.de. Bild: Wolfgang Schäuble, Lizenz PD (Wikipedia).]