Wider Deutsch mit Bügelfalten – Ulrich Blumenbach über die Unreinerhaltung der deutschen Sprache

Ulrich Blumenbach
Ulrich Blumenbach - Bild: Ronald Bonß / LBM

Dem guten Überset­zer schenkt man ungefähr so viel Aufmerksamkeit wie einem gut geputzten Fenster, das ungetrübte Sicht ins Freie gewährt. Mit steigender Qualität unserer Arbeit sinkt unsere Sichtbarkeit. Gerade darum aber sollten wir, die literarischen Übersetzerinnen und Übersetzer, uns viel vehementer an die Brust schlagen: Ohne uns gäbe es schließlich keine Weltliteratur!

So hat schon der portugiesische Literaturnobelpreisträger José Saramago gesagt: „Der Autor schafft mit seiner Sprache natio­nale Literatur, die Weltliteratur wird von Übersetzern gemacht.“ Das ist nun in der Tat eine ziemlich platte Plattitüde, aber ich betone sie gern immer wieder.

Wir sind richtig wichtig! Wir tragen etwas bei. Zur Kultur, zum Leben. Worin besteht nun die moralische Verpflichtung des literarischen Übersetzers?

So beginnt ein Aufsatz des Literaturübersetzers Ulrich Blumenbach (Bild), in dem er dafür plädiert, frei zu übersetzen und „Sprache ähnlich selbstbewusst zu benutzen wie ein Schriftsteller“. Blumenbach: „Ich habe das Gefühl, dass viele Übersetzerinnen und Übersetzer oft zu zaghaft sind und sich auf die Bedeutungen beschränken, die uns die Wörterbücher anbieten.“

Bei dem Text handelt es sich um eine leicht gekürzte Fassung eines Vortrags, den Blumenbach im August 2010 im Rahmen der Summer School des Studiengangs Literaturübersetzen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gehalten hat. Sie können ihn in voller Länge auf der Website von ReLü, der „Rezensionszeitschrift zur Literaturübersetzung“, lesen.

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Richard Schneider