Sorbische Katholiken verbinden Sprache und Glauben

Lediglich eine Minderheit der Sorben in der Lausitz wurde nach der Reformation nicht protestantisch. Doch gerade die katholischen Sorben haben ihre Sprache bewahrt und Bräuche gepflegt, sodass die Sprache und der Glaube eng miteinander verknüpft sind. Um 1900 sah die Situation allerdings ganz anders aus: Die sorbischsprachige Bevölkerung war hauptsächlich evangelisch bzw. protestantisch. Nach Angaben von Clemens Rehor (Bild rechts), Dekan in Crostwitz, waren im Jahr 1900 etwa 20 Prozent der Lausitzer katholisch.

Die konfessionellen Unterschiede machen sich – wie bereits angemerkt – in der sorbischen Sprache bemerkbar. So grüßen ein Katholik und ein Protestant auf unterschiedliche Weise.

Der katholische Pfarrer Clemens Rehor sagt in diesem Zusammenhang:

Das Religiöse ist in der Sprache schon mit enthalten. Das Wort für Glück übersetzt bedeutet „mit Gott“ und Unglück heißt „ohne Gott“, da merkt man, dass hier eine sehr alte Sprache da ist, die auf dem Ackerfeld des Glaubens entstanden ist.

Superintendent Jan Mahling erklärt:

Sagen wir mal mittags, dann begrüßen sich die Evangelischen mit Pomhaj Bóh „Gott helfe“, die Antwort lautet Wjerš pomhaze „Der Höchste wird helfen“. Und im katholischen Bereich sagt man Chwaleń Jězus Chryst „Gelobt sei Jesus Christus“, und die Antwort Na wěki Amen „In Ewigkeit Amen“.

Erklären kann der Dekan Rehor diese Verbindung zwischen Sprache und Glauben nicht, aber er katholische Pfarrer spürt sie deutlich:

Wenn ich Erstkommunionsunterricht in sorbischer Sprache halte, dann ist der Glaube schon da, sage ich mal so ganz primitiv. Wenn ich in deutscher Sprache den Unterricht mache, dann musst du dich bemühen und mit den Kindern beten und versuchen, alles zu erklären und an das Geheimnis des Glaubens heranzuführen. Das macht sich in der sorbischen Sprache viel leichter, und wir spüren, dass ein Einsatz für die Sprache auch ein Einsatz für den Glauben bedeutet.

Mahling räumt ein, dass auf sorbischer Seite selbstverständlich Klischeevorstellungen zwischen evangelisch und katholisch vorhanden seien. Im Verlauf der Zeit habe sich dies jedoch gelegt. Vor allem in der Zeit des Sozialismus haben die Sorben aber mit vielen anderen Problemen zu kämpfen gehabt. Insgesamt könne man sagen, dass das Verhältnis im Allgemeinen unproblematisch und friedlich sei.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: dradio.de, 13.10.2012. Bild: pfarrei-crostwitz.de.]