Durch gute Vorbereitung Übersetzungsqualität steigern und Kosten senken

Für viele Unternehmen, die Übersetzungen in Auftrag geben, ist das Übersetzen noch ein Buch mit sieben Siegeln. Eine Datei muss übersetzt werden. Sie wird einem Übersetzer oder Übersetzungsbüro per E-Mail geschickt und kommt übersetzt zurück. Was sich zwischendurch abspielt, ist eine Art „Black Box“.

Bereits 5 oder 10 Minuten, die auf Kundenseite zusätzlich in die Vorbereitung eines Übersetzungsprojekts investiert werden, helfen eine bessere Qualität oder auch niedrigere Kosten zu erzielen. Die Möglichkeiten betreffen drei Aspekte: Sprache, Technik und schließlich die Projektorganisation selbst.

Sprache

Sprachlich sind Übersetzungen immer eine Herausforderung für Übersetzer. Ihnen fehlen oft Hintergrundinformationen über die Produkte, die eingesetzten Abkürzungen oder den geplanten Verwendungszweck der Übersetzung. Hier einige Beispiele:

  • Kommen Abkürzungen oder Akronyme vor? Was bedeuten sie? Sollen sie u. U. übersetzt werden (SPS = API) oder so bleiben?
  • Kommen in einer Softwaredokumentation Softwaremeldungen, Befehle o. ä. vor, die der Übersetzer nicht frei übersetzen darf, weil die Oberfläche schon in der Fremdsprache lokalisiert ist? In diesem Fall sollten diese Texte mitgeliefert werden.
  • Enthält der Text spezielle Fachbegriffe, für die es irgendwo eine Definition oder eine vorhandene Übersetzung gibt? Dabei ist auf nicht übersetzungsgerechte Termini zu achten („Gerät“ anstatt „Druckmessgerät“). Diese Teilwörter können häufig unterschiedliche und für den Kontext falsche Übersetzungen zur Folge haben.
  • Gibt es die Möglichkeit, einige Zeichnungen, Abbildungen, Fotos mitzuliefern, die Sachverhalte im Text veranschaulichen?
  • Gibt es Standardtexte (z. B. gewisse Formulierungen für Gefahrenhinweise), die der Übersetzer nach einer bestimmten Schablone übersetzen soll? Dies sollte ihm mitgeteilt werden.
  • Gibt es frühere Versionen des Dokuments oder ähnliche Texte, die schon übersetzt wurden? Referenzquellen helfen, die Konsistenz der Übersetzungen zu gewährleisten.
  • Einen speziellen Fall bilden Wortlisten mit mehrdeutigen Inhalten wie „Scheibe“, „Ablauf“, „Platte“ mit wenig oder gar keinen Kontext, wie es bei Softwaretexten immer wieder der Fall ist. Alles, was hilft, die Zusammenhänge zu erkennen, ist hier willkommen: Screenshots, kurze Beschreibung der Software etc.

Technik

Technisch können manche Dokumente Schwierigkeiten bereiten:

  • Die Arbeit mit PDF-Dateien ist möglichst zu vermeiden. Nicht alle Informationen lassen sich einwandfrei aus PDF konvertieren. Manchmal ist gar keine Textextraktion möglich. Somit sind Translation-Memory-Systeme nicht bzw. beschränkt einsetzbar. Vielleicht lässt sich doch die Originaldatei beschaffen?
  • Manche Sprachen laufen deutlich länger als Deutsch, benötigen also mehr Platz. Wenn dies beim Layout nicht berücksichtigt wurde, sollte der Übersetzer wissen, ob und wie er am Layout etwas ändern darf (z. B. Zeilenabstand bzw. kleinere Schriften).
  • Mehrzeilige Texte, die in Excel-Zellen durch eine Zeilenschaltung getrennt sind, verursachen beim Übersetzen oft Probleme, weil die Übersetzungssysteme die Inhalte auf mehrere Segmente verteilen. Diese Zeilenschaltungen müssen ersetzt werden.
  • Texte in Grafiken oder Zeichnungen sollten editierbar sein. Eine empfehlenswerte Lösung ist es, diese Texte in einer nummerierten Tabelle neben oder unter der Zeichnung zu erfassen.
  • Bei Aktualisierungsübersetzungen ist es nicht notwendig, Änderungen manuell zu markieren (es sei denn, es sind ganz wenige). Übersetzungssysteme bzw. Dokumentenvergleichsfunktionen können das automatisch.
  • Mehrsprachige Dokumente ohne klare Trennung der Sprachen (z. B. Sprachen in verschiedenen Kapiteln) bereiten Translation Memory Systeme (TMS) Schwierigkeiten. Sie sollen vermieden werden.

Projektorganisation

Last but not least kann man Übersetzungsprojekte mehr oder weniger optimal organisieren.

  • Anweisungen sollen alle Informationen enthalten, die der Übersetzer für seine Arbeit benötigt: Was soll er liefern, welche Dateiformate, Termine und Konditionen, genaue Zielsprache(n) einschließlich der Sprachvariante (z. B. brasilianisches Portugiesisch). Gibt es besondere Anweisungen (z. B. zur Länge der Übersetzung), die zu beachten sind?
  • Wie viel Freiheit erhält der Übersetzer für seine Übersetzung? Besonders bei Marketingtexten trauen sich Übersetzer oft ohne Anweisungen nicht, zu stark vom Original abzuweichen. Die Werbebotschaft leidet darunter.
  • Der Zeitfaktor beeinflusst die Qualität des Ergebnisses. Ein Fachübersetzer kann bei normalschwierigen Texten etwa 2.000 Wörter pro Arbeitstag übersetzen. Bei einigen Sprachen wie Chinesisch sind es deutlich weniger (1.500-1.700). Der Übersetzer wartet aber nicht Gewehr bei Fuß auf den Auftrag, und es sind noch weitere Tätigkeiten und Mitarbeiter einzuplanen wie bspw. die Qualitätskontrolle, das Layout usw.

Schon wer nur einige dieser Tipps beherzigt, wird bessere Übersetzungen erhalten und oft auch seine Übersetzungskosten reduzieren können.

[Text: D.O.G. GmbH. Quelle: D.O.G. news 4/2013. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Dr. Franzçois Massion.]