GfdS wählt „GroKo“ zum Wort des Jahres 2013

Große Koalition
Besiegelung der „GroKo“ im Dezember 2013: Die Vorsitzenden der beiden großen Parteigruppierungen, SPD (25,7 %) und CDU/CSU (41,5 %), stellen den Koalitionsvertrag der Öffentlichkeit vor.

1. GroKo

Wort des Jahres 2013 ist „GroKo“. Das Kurzwort, meist mit dem auffälligen großen „K“ im Wortinneren, steht für die neue „Große Koalition“. Das Thema hat das Wahljahr beherrscht. Das Wort zeigt in seinem Anklang an „Kroko“ bzw. „Krokodil“ eine halb spöttische Haltung gegenüber der Koalition aus CDU/CSU und SPD auf Bundesebene und hat die Presse bereits zu neuen Bildungen wie „GroKo-Deal“ animiert.

2. Protz-Bischof

Für sehr viele sprachliche Kreationen hat im Jahr 2013 auch die katholische Kirche gesorgt. So gelangte auf Platz 2 der als Protz-Bischof weit über die Grenzen des Bistums Limburg bekannt gewordene Franz-Peter Tebartz-van Elst.

3. Armutseinwanderung

Auf Platz 3 steht sozusagen als Gegenpol zu Protz und Prunk die Armutseinwanderung, einerseits aus Krisengebieten in Afrika nach Europa, andererseits innerhalb Europas aus Ländern wie Rumänien und Bulgarien, aus denen sich viele Menschen auf die Suche nach einer besseren Zukunft in Deutschland oder einem anderen wohlhabenden Land machen.

4. Zinsschmelze

Aber auch in den wohlhabenderen EU-Staaten machen sich viele Menschen Sorgen, weil die Eurokrise kein Ende nehmen will. Im Fokus der Medien standen in diesem Jahr oft die Folgen der Geldpolitik für die Bürger, denen die Maßnahmen der EZB sinkende Sparzinsen oft unter der Inflationsrate bescheren und somit auf Platz 4 unserer Liste für eine Zinsschmelze sorgten.

5. Big Data

Ein Thema, von dem sich viele Menschen eigentlich nicht betroffen fühlten, war die Überwachung ihrer persönlichen Daten durch Geheimdienste. Im Zuge der NSA-Affäre rückte in diesem Jahr stark ins allgemeine Bewusstsein, wie sich das Überwachen, Zusammentragen und Zusammenführen von großer Datenmengen, Big Data, auch auf das Leben jedes Einzelnen auswirken kann.

6. Ausschließeritis

Auf Platz 6 steht ein Wort, das in innenpolitischen Zusammenhängen sehr häufig verwendet wurde: Ausschließeritis. Die Bildung erinnert an Bezeichnungen von Krankheiten, die ja häufig auf -itis enden, und beschreibt im übertragenen Sinne auch so etwas wie eine politische Krankheit: Wenn eine Partei ihre eigenen (Ver-)Handlungsmöglichkeiten dadurch beschränkt, dass sie schon vor den Wahlen bestimmte Bündnisse kategorisch ausschließt, leidet sie an: Ausschließeritis, was im Jahr 2013 zunehmend als zu überwindendes Übel angesehen wurde.

7. Generation Sandsack

Auch in diesem Jahr gab es in Deutschland wieder Unwetter mit großer Zerstörungskraft, unter anderem die Flut in Bayern und östlichen Bundesländern. Im Unterschied zu den letzten großen Überschwemmungen formierte sich in diesem Jahr mit Hilfe von Social Media neben der offiziellen Hilfe eine „Welle“ der Solidarität vor allem durch junge Menschen, die als Generation Sandsack schnell dort half, wo große Not war.

8. Ausländermaut

Ein besonderes Aufregerthema in der Politik und in der Bevölkerung war die Ausländermaut auf Platz 8, die im Wahlkampf für großes Gezerre sorgte. Zwar sollten deutsche Autofahrer (und mithin Wähler) dadurch beruhigt werden, dass sie als Einheimische ja nicht für die Benutzung deutscher Autobahnen zur Kasse gebeten würden, aber die Diskussion um die formale und juristische Umsetzung dürfte uns – ob Aus- oder Inländer – im kommenden Jahr weiterhin beschäftigen.

9. falsche Neun

Ein Blick sowohl in die jüngere sportliche Vergangenheit als auch voraus in das Jahr der Fußball-WM 2014: Platz 9 belegt – die falsche Neun. Diese strategische Spielweise ohne klassischen Mittelstürmer hat die spanische Nationalmannschaft zum Welt- und Europameisterschaftssieg geführt und wird mittlerweile von vielen Vereinsmannschaften praktiziert. Taktisch ist die so genannte falsche Neun also offenbar nicht so falsch, wie die Bezeichnung vermuten lässt.

10. „Freund hört mit“

Die NSA-Affäre war wohl eines der Ereignisse, die das Jahr 2013 am meisten geprägt haben. In Abwandlung des Slogans „Feind hört mit“ aus dem Zweiten Weltkrieg, der in der DDR auf ironische Weise auch auf die Stasi angewendet wurde, erfreute sich die Variante „Freund hört mit“ – in diesem Fall bezogen auf US-amerikanische und britische Geheimdienste – in den Medien großer Beliebtheit.

Jury aus Vorstand und Mitarbeitern der Gesellschaft für deutsche Sprache

GfdSDie Wörter des Jahres 2013 wurden am 13. Dezember 2013 von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) bekannt gegeben. Wie in den vergangenen Jahren wählte die Jury, die sich aus dem Hauptvorstand sowie den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Gesellschaft zusammensetzt, aus diesmal knapp 2.500 Belegen jene zehn Wörter und Wendungen, die den öffentlichen Diskurs des Jahres wesentlich geprägt und das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sprachlich in besonderer Weise begleitet haben.

Nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern seine Signifikanz bzw. Popularität stehen bei der Wahl im Vordergrund: Auf diese Weise stellen die Wörter eine sprachliche Jahreschronik dar, ihre Auswahl ist dabei jedoch mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden.

[Text: GfdS. Quelle: Pressemitteilung GfdS, 2013-12-13. Bild: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung / Bergmann; GfdS.]