Teure Konten, kein Dispo: Seit fast 10 Jahren benachteiligen Banken Freiberufler

Zentralverwaltung Deutsche Bank
Die „Macht am Main“: In der Finanzmetropole Frankfurt haben 227 deutsche und 162 ausländische Banken ihren Sitz. Im Bild die 155 Meter hohen Zwillingstürme der Deutschen Bank.

Unter der Überschrift „Teure Konten, kein Dispo – Wie Banken Freiberufler benachteiligen“ berichtet Spiegel Online über die gegenwärtige Situation auf dem Finanzmarkt. „Millionen Menschen arbeiten in Deutschland als Freiberufler. Viele verdienen gut – und dennoch verweigern ihnen Banken häufig Kredite oder günstige Konten“, schreibt das Blatt.

Zu Wort kommen die Ver.di-Selbständigenberatung Mediafon, der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL), der Deutschen Journalistenverband, der Deutsche Anwaltverein, die Verbraucherzentrale Hamburg und eine Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft.

Alle berichten übereinstimmend, dass es für Freiberufler und andere Selbstständige – vor allem Einzelkämpfer – schwierig bis unmöglich ist, kostengünstige Girokonten oder Kredite zu erhalten.

Darüber hinaus befragte Spiegel Online mehr als 20 Banken, welche Art von Konten sie Solo-Selbständigen anbieten. Das Ergebnis: „Manche Institute wie die Sparda Banken in München und Nürnberg nehmen gleich gar keine Freiberufler. Die meisten der angeschriebenen Sparkassen, Genossenschafts- und Privatbanken bieten den beruflichen Einzelkämpfern allerdings zumindest kostenpflichtige Konten an. […] Nur vereinzelt bieten Geldinstitute wie die DKB zumindest bestimmten Gruppen von Freiberuflern wie Steuerberatern kostenlose Geschäftskonten an.“

Es gebe nur zwei Freiberuflergruppen, die in der Regel kaum Schwierigkeiten hätten, bei den Banken einen Kredit zu erhalten: Ärzte und Anwälte. Allerdings räumt ein Sprecher des Deutschen Anwaltvereins ein: „Die Banken sind bei der Kreditvergabe an freiberuflich tätige Anwälte sicher kritischer als noch vor einigen Jahren.“

Den gut recherchierten Artikel können Sie in voller Länge bei Spiegel Online lesen.

Ursache der Freiberufler-Probleme ist „Basel II“

Das Thema ist nicht neu und offenbar hat sich die Situation in den vergangenen sieben bis neun Jahren nicht gebessert. So berichtete bereits 2005 das damalige Übersetzerportal (heute uepo.de) ausführlich über den Missstand und verwies auch auf die Ursachen:

Hauptgrund für das Misstrauen der Banken gegenüber den Leistungsträgern unserer Gesellschaft ist „Basel II“. Hinter diesem Kürzel verbergen sich die Kreditrichtlinien der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, die 2007 in Kraft treten. Weltweit sind die Banken dadurch gezwungen, ihre Kunden vor der Kreditvergabe einer sehr genauen Bonitätsprüfung zu unterziehen. Denn für jeden vergebenen Kredit müssen die Banken Eigenkapital als Sicherheitsleistung in Basel hinterlegen. Je höher das mit der Kreditvergabe verbundene Risiko ist, desto höher fällt diese Sicherheitsleistung aus. Die Kosten werden auf den Kreditnehmer abgewälzt.

Links zum Thema auf uepo.de

2006-12-01: Dispo futsch, Konto futsch, Kredite nur zu horrenden Zinsen – Banken schikanieren Freiberufler
2005-05-23: „Nicht einmal ein Girokonto“ – Basel II führt bei Banken zur Ausgrenzung von Freiberuflern

[Text: Richard Schneider. Quelle: Spiegel Online, 2014-02-13. Bild: Richard Schneider.]