April, April: Linkshänder-Wörterbuch, Schweizerdeutsch, Gender-Wahnsinn, NSA sucht Hessisch-Übersetzer

Wörterbücher für Linkshänder

Dass Langenscheidt Humor hat, ist spätestens seit Wörterbüchern wie „Deutsch – Frau / Frau – Deutsch“ bekannt. Auch zum 1. April ließ sich der gelbe Riese etwas einfallen. Auf der Website des Wörterbuchverlags fand sich folgender Hinweis:

Aprilscherz Langenscheidt
Hinweis auf der Startseite von langenscheidt.de am 1. April 2014

Die Neuigkeit wurde auch über Twitter verbreitet:

Aprilscherz Langenscheidt
Twitter-Meldung von Langenscheidt

Schweiz führt Schweizerdeutsch als Amtssprache ein – zur Abschreckung

Der Schweizer Sprachdienstleister Supertext AG brachte im Blog seiner Website einen Artikel mit der Überschrift „Die Schweiz wagt den sprachlichen Alleingang und lanciert Schweizerdeutsch als offizielle Landessprache“ – um die Schweiz für Einwanderer unattraktiver zu machen, wie es heißt:

Wenige Wochen nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative der SVP erklärt der Bundesrat Schweizerdeutsch überraschend als neue offizielle Landessprache. Der Bundesrat macht Ernst mit der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative. Erste konkrete Massnahme: Das Schweizerdeutsche löst per sofort das Hochdeutsche als offizielle Schweizer Landessprache ab. In der gemeinsamen Erklärung heisst es, die nationale Identität solle dadurch gestärkt und die Schweiz für Einwanderer weiter unattraktiv gemacht werden.

Die gesamte Meldung können Sie unter der Adresse blog.supertext.ch lesen.

Meldung zum Gender-Wahnsinn nicht als Aprilscherz erkannt

Überwiegend nicht als Aprilscherz erkannt wurde die Meldung der Deutschen Sprachwelt, nach der das Staatsangehörigkeitsgesetz in geschlechtergerechter Sprache neu formuliert wird. Die Zeitschrift veröffentlichte daher einen Tag später folgende Klarstellung:

Viele haben es für wahr gehalten, doch es war lediglich ein Aprilscherz. Das Staatsangehörigkeitsgesetz wird (noch) NICHT geschlechtergerecht umgeschrieben. Die gestrige Meldung der DEUTSCHEN SPRACHWELT war frei erfunden.

 

Zwar stimmt es, daß die Regierung im vergangenen Jahr die Straßenverkehrsordnung geschlechtergerecht verhunzte und aus Verkehrsteilnehmern „am Verkehr Teilnehmende“ machte. Für das Staatsangehörigkeitsgesetz ist jedoch eine solche sprachliche Überarbeitung vorläufig noch nicht geplant.

 

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sah sich sogar herausgefordert, folgende Richtigstellung abzugeben: „Es handelt sich bei dem derzeit in der Abstimmung befindlichen Gesetzentwurf nicht um eine Neufassung des Staatsangehörigkeitsgesetzes, sondern lediglich um eine Neuregelung der Optionspflicht. Eine auch sprachliche Gesamtüberarbeitung des Gesetzes ist damit nicht Gegenstand des laufenden Gesetzgebungsverfahrens.“

 

Daß sich viele unsicher waren, ob die Meldung der Wahrheit entspricht, hat einen einfachen, aber ernsten Hintergrund: In Bund, Ländern, Kommunen und Universitäten gibt es zahlreiche Vorgaben für politisch korrekten Sprachgebrauch. Der Aprilscherz sollte auf die unsinnigen Bestrebungen, einen bestimmten Sprachgebrauch vorzuschreiben, aufmerksam machen. […]

 

Vorerst werden also Staatsangehörige nicht zu „Staatsangehörigkeit Inhabenden“, Ausländer nicht zu „Zureisenden“ und Spätaussiedler nicht zu „Spätaussiedelnden“. Es besteht aber die berechtigte Befürchtung, daß das nicht so bleibt. Ein Leser schrieb: „Was heute noch Aprilscherz ist, kann morgen schon Wirklichkeit sein!“

Zeitungsanzeige Radio FFH
Anzeige im Lokalteil der Frankfurter Rundschau: „NSA Hessen“ sucht Übersetzer für Telefonüberwachungen.

NSA sucht Übersetzer für Hessisch – Deutsch

„Internationales Unternehmen in der Daten-Branche mit Millionen Kunden in aller Welt sucht in Hessen verlässlichen und vertrauenswürdigen Mitarbeiter auf freier Basis als: Übersetzer Hessisch / Deutsch“, hieß es in Anzeigen in hessischen Tageszeitungen. „Sie werten mit hessischem Akzent gesprochene Telefonate aus und übersetzen diese für uns in das Hochdeutsche“, war dort zu lesen – eine klassiche Telefonüberwachung also, die vielen Übersetzern vertraut ist. Nähere Informationen zum Stellenangebot könne man im Internet unter der Adresse „www.nsa-hessen.de“ abrufen.

Wer die angegebene Telefonnummer wählte und den als Ansprechpartner genannten „James Cutter“ sprechen wollte, landete jedoch im Studio des Privatsenders Hit Radio FFH bei Moderator Johannes Scherer, der die Anrufe mitschnitt und die lustigsten sendete.

Der Sender strahlte zusätzlich Werbespots der „NSA Hessen“ aus und berichtete auch redaktionell über die Rekrutierungsaktion:

Die NSA wirbt anscheinend gezielt Mitarbeiter in Hessen an. Und versteckt sich dabei nicht einmal. Der US-Geheimdienst sucht nach FFH-Informationen „Übersetzer Hessisch/Deutsch“. Am heutigen Dienstag sind in mehreren hessischen Tageszeitungen Anzeigen eines „international tätigen Unternehmens“ erschienen und bei FFH Werbespots zu hören, in denen „vertrauenswürdige Mitarbeiter auf freier Basis“ gesucht werden. Sie sollen Telefonate auswerten und übersetzen, die mit hessischem Akzent gesprochen worden sind.

 

Hessen ist schon immer ein zentraler Anlaufpunkt für US-Behörden: Das Europa-Hauptquartier der US-Army in Wiesbaden-Erbenheim verfügt über abhörsichere Büros und ein High-Tech-Kontrollzentrum.

 

Sprachspezialisten wie der Schweizer Professor Albert Stahel von der Uni Zürich empfehlen bislang, Mundart zu sprechen, um von den US-Spionen nicht verstanden zu werden. Die NSA ist vermutlich schon wiederholt an einer der vielen Dialekte gescheitert, die zwischen Odenwald, Vogelsberg und Waldeckischem Upland gesprochen werden. Jetzt weitet der Geheimdienst seine Überwachung anscheinend aus und sucht Experten, die einzelne oder mehrere dieser hessischen Dialekte beherrschen.

 

Dabei scheint das Angebot durchaus lukrativ: Bis zu 5000 Euro im Monat bei flexiblen Arbeitszeiten, auch in Heimarbeit und Teilzeit werden ausgelobt. Wer mindestens 21 Jahre alt ist, einen handelsüblichen PC mit Internetzugang besitzt und einen der zahlreichen hessischen Dialekte verstehen und übersetzen kann, kann sich bewerben. Als Ansprechpartner für Rückfragen steht den interessierten Hessen laut Anzeige NSA-Mitarbeiter James Cutter telefonisch (069 – 787878) zur Verfügung.

 

Weder das deutsche Innenministerium noch der amerikanische Botschafter waren bisher für eine Stellungnahme zu erreichen.

[Text: Richard Schneider. Quelle: Langenscheidt, Supertext, Deutsche Sprachwelt, Radio FFH. Bild: Richard Schneider, Hit Radio FFH.]