Straelener Übersetzerpreis 2014 geht an Marianne Gareis, Michael Kegler und Heike Flemming

Heike Flemming(Förderpreis), Michael Kegler und Marianne Gareis freuen sich über die Auszeichnung
Heike Flemming (Förderpreis), Michael Kegler und Marianne Gareis freuen sich über die Auszeichnung

Die Kunststiftung NRW vergibt in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium (EÜK) in Straelen den mit 25.000 Euro dotierten Straelener Übersetzerpreis 2014 zu gleichen Teilen an Marianne Gareis (Berlin) und Michael Kegler (Hofheim).

Marianne Gareis erhält den Preis für die Übersetzung des Romans Dom Casmurro von Joaquim Maria Machado de Assis (Manesse Verlag, 2013). Michael Kegler wird für die Übersetzung des Werks Es waren viele Pferde von Luiz Ruffato (Assoziation A, 2012) geehrt. Damit werden zwei Übersetzer aus dem brasilianischen Portugiesisch gewürdigt.

Die Jury teilt den Preis, da mit beiden Übersetzungen die gesamte Spannbreite der brasilianischen Literatur durchmessen wird, von den Anfängen der literarischen Moderne bis zur aktuellsten Gegenwart. Zugleich würdigt der Preis das übersetzerische Lebenswerk.

Förderpreis an Heike Flemming

Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis zum Straelener Übersetzerpreis 2014 der Kunststiftung NRW geht an die 1982 geborene Heike Flemming für die Übersetzung des Romans Esti (Hanser Berlin, 2013) des ungarischen Autors Péter Esterházy.

Der renommierte Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW gehört zu den höchstdotierten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum und wird in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium im niederrheinischen Straelen seit 2001 vergeben.

Der Preis wurde am 11. Juni 2014 im Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen durch den Präsidenten der Kunststiftung NRW Dr. Fritz Behrens überreicht.

Aus den Begründungen der Jury

Claus Sprick, Mitbegründer und Präsident des EÜK, bei seiner Begrüßungsansprache
Claus Sprick, Mitbegründer und Präsident des EÜK, bei seiner Begrüßungsansprache

Zu Marianne Gareis: „Der Roman Dom Casmurro des Brasilianers Joaquim Maria Machado de Assis (1839–1908) gewinnt in der Neuübersetzung von Marianne Gareis eine Lebendigkeit, die die blitzende Ironie und die subtile Menschenkenntnis dieses Meistererzählers in aller Frische hervortreten lässt. Indem Marianne Gareis dem Original genau nachspürt und auf die feinsten Nuancen horcht, gibt sie den deutschsprachigen Lesern einen Roman in die Hand, der in seiner spielerischen Leichtigkeit und überraschenden Lakonie zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaum seinesgleichen hat. In ihrer Treue zum Original zeigt die Übersetzung, dass ein mit gutem Grund ‚klassischer‘ Roman keiner forcierten sprachlichen Auffrischung bedarf, um den Bogen zum Heute zu schlagen.“

Zu Michael Kegler: „Es waren viele Pferde des brasilianischen Autors Luiz Ruffato (*1961), eine ‚literarische Installation‘ in 69 Miniaturen, die an einem einzigen Tag des Jahres 2000 in der Megacity São Paulo spielt, ist ein sprachlicher Überfall auf den Leser. Vom Übersetzer fordert der rasante Text ein atemloses Tastenspiel in allen Registern. Michael Kegler ist es gelungen, das harte Flackern und die nervöse Sprunghaftigkeit des Großstadtszenarios mit sicherem Gespür für Rhythmus und Sprachmelodie ins Deutsche zu bringen. So öffnet er uns Lesern, mit dem Einfallsreichtum seiner sprachlichen Mittel, einen Blick auf eine Lebenswelt, die unabweislich heutig ist, so beunruhigend wie faszinierend.“

Zu Heike Flemming: „Die Übersetzerin schreckt vor keiner Herausforderung zurück: Im ingeniösen Einmannzirkus des Autors hält ihr quirliges, funkelndes Deutsch mühelos mit. Sie folgt noch den skurrilsten Einfällen Esterházys, ob wortmächtig oder knapp und pointiert, ganz wie der Text es will. In aller clownesken Melancholie ein Fest der Sprache.“

Der Jury gehören Jürgen Dormagen, Ragni Maria Gschwend, Cornelia Holfelder-von der Tann, Rosemarie Tietze und Andreas Vollmer an.

Übersetzungsförderung durch die Kunststiftung NRW

Einer der großen Förderschwerpunkte der Kunststiftung NRW ist die Kunst des Übersetzens. Die Überzeugung, dass nur gelungene Übersetzungen literarischer Texte die Begegnung mit Weltliteratur, die Einfühlung in das Fremde und einen internationalen Kulturtransfer ermöglichen, hat die Stiftung vor mehr als zehn Jahren bewogen, in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium Straelen den mit 25.000 Euro dotierten Straelener Übersetzerpreis ins Leben zu rufen.

Europäisches Übersetzer-Kollegium (EÜK)

Das Europäische Übersetzer-Kollegium Nordrhein-Westfalen in Straelen ist das weltweit erste und grösste internationale Arbeitszentrum für professionelle Literatur- und Sachbuch-Übersetzer. Seit der Gründung im Jahr 1978 ist es das erklärte Ziel des Europäischen Übersetzer-Kollegiums, durch Kooperationen wie mit der Kunststiftung NRW in seiner Vorreiterrolle als Kompetenzzentrum für den sprachgebundenen Wissens- und Kulturaustausch die Wichtigkeit der Literaturübersetzung zu untermauern, die öffentliche Wertschätzung und Anerkennung der Übersetzer zu fördern und die kulturelle Verständigungsleistung zu vermitteln, die Literaturübersetzer für die internationale Literatur und Kultur darstellen.

www.euk-straelen.de

[Text: Kunststiftung NRW. Quelle: Pressemitteilung Kunststiftung NRW, 11.06.2014. Bild: Kunststiftung NRW.]