Assange-Pressekonferenz: Keine sinnvolle Live-Berichterstattung möglich, wenn Dolmetscher fehlt

n-tv

Kalt erwischt wurden die Nachrichtensender von der am 18.08.2014 vollkommen überraschend angesetzten Pressekonferenz von Julian Assange in der ekuadorianischen Botschaft in London. Auf der Konferenz war neben dem Botschafter auch der Außenminister Ekuadors anwesend, es wurde überwiegend Englisch und ab und zu auch Spanisch gesprochen.

Sowohl n-tv als auch N24 entschieden sich, die Pressekonferenz direkt zu übertragen. Aber in der Kürze der Zeit (zwischen Ankündigung und Beginn lag gerade einmal eine Stunde) war es den Sendern offenbar nicht möglich, einen Dolmetscher zu organisieren.

Und so mussten die Journalisten dann selbst übersetzen – mit enttäuschenden Ergebnissen:

  • „Schätzungsweise spricht er im Moment immer noch über …“
  • „Es klingt nicht so, als ob er …“
  • „Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sagt er, dass er …“

Die Moderatoren waren sichtlich damit überfordert, das Genuschel von Assange zu verstehen und für die Zuschauer zusammenzufassen. Und so wurde das Bild- und Tonsignal aus London streckenweise einfach unkommentiert gesendet.

„Wir wollen noch mal reinhören, was Julian Assange selbst auf die Fragen der Journalisten sagt“, hieß es dann, wenn die Moderatoren nichts mehr verstanden und einfach schwiegen. Das Versagen der Redaktion wurde so zum besonderen Service für die Zuschauer umdeklariert.

[Text: Richard Schneider. Screenshot: Richard Schneider.]