„Der Preisdruck war zu groß“ – Wenn freie Übersetzer das Handtuch werfen und umschulen

Sich als Freiberufler direkt nach dem Studium eine Existenz aufzubauen, ist nicht einfach – auch nicht in der von jährlichen Zuwachsraten von über 10 % verwöhnten Übersetzungsbranche. Selbst wenn alles nach Plan verläuft, dauert es in der Regel zwei Jahre, bis man von den Einnahmen einigermaßen gut leben kann.

Was machen eigentlich diejenigen, die diese Durststrecke nicht durchstehen? Die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung berichtet von der Übersetzerin Nina Burr, die sich im Rathaus von Fockbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde) zur Verwaltungsfachangestellten umschulen lässt:

Die 36-Jährige macht eine zweieinhalbjährige Umschulung. Ihr alter Beruf bereitete ihr keine Freude mehr. Sie hat Diplom-Übersetzerin für Englisch und Spanisch studiert und sechs Jahre als Selbstständige gearbeitet. „Aber es hat nicht funktioniert. Es ist ein hart umkämpfter Markt. Der Preisdruck war zu groß.“ Da sie ein Händchen für den Umgang mit Gesetzestexten hat, entschloss sie sich, eine Karriere in der Verwaltung zu starten. „Sechs Wochen habe ich nach einem Umschulungsplatz gesucht und dabei vier Verwaltungen gefragt, aber es gab keine freien Plätze mehr.“ Die schriftliche Bewerbung in Fockbek brachte schließlich den Erfolg.

Eine Garantie für eine Weiterbeschäftigung in der Stadtverwaltung nach Abschluss der Ausbildung gibt es nicht, aber die Zeitung zitiert den Fockbeker Bürgermeister mit der Aussage, dass Chancen dafür durchaus vorhanden sind.

[Text: Richard Schneider. Quelle: Schleswig-Holsteinische Landeszeitung, 2014-08-06.]