BlackBerry Passport: Die ideale E-Mail-Maschine für Übersetzer?

BlackBerry hat am 24.09.2014 mit dem „Passport“ ein neues Mobiltelefon mit ungewöhnlichem Formfaktor vorgestellt. Das Display ist quadratisch und das Gerät auf den ersten Blick mit 9 Zentimetern ziemlich breit – andererseits aber auch nicht breiter als ein Reisepass. Daher der Name „Passport“. Es wurde so konzipiert, dass sich der Umgang mit E-Mails, Texten und anderen Dateien besonders einfach und komfortabel gestaltet.

„Na und?“, werden Sie jetzt fragen. „Was hat das mit dem Übersetzen und Dolmetschen zu tun?“ Viel, denn die Geschäftsabläufe der meisten Übersetzer und Übersetzungsbüros basieren im Wesentlichen auf einer Kommunikation per E-Mail und dem Umgang mit Dateien: Kundenanfragen, Übermittlung der Ausgangstexte, Angebote, Auftragserteilung, Auftragsannahme, Versand von Übersetzung und Rechnung an den Auftraggeber.

BlackBerry Hub
Von jeder beliebigen Anwendung heraus hat man mit einer Wischgeste Zugriff auf den „Hub“, die Kommunikationszentrale. Dort befinden sich die E-Mails aller E-Mail-Accounts, Twitter- und SMS-Nachrichten sowie die Telefonanrufe in einem einzigen Postfach. Einfacher und effizienter geht es nicht. Kein Apple-, Android- oder Windows-Handy bietet etwas Vergleichbares.

Es ist für Sprachmittler von Vorteil, auch von unterwegs aus Word-, Excel- und PowerPoint-Dateien öffnen zu können, um Aufträge anzunehmen, abzulehnen und weiterzuleiten. Selbst die Angebotserstellung und die Ausführung kleinerer Korrekturen sollten über das Mobiltelefon möglich sein.

Da lohnt es sich unter Umständen, ein Mobiltelefon in Erwägung zu ziehen, das speziell für derartige geschäftliche Anwendungen und Vielschreiber entwickelt wurde.

BlackBerry hat Smartphones erfunden

BlackBerry hat 1999 die Gerätekategorie Smartphone erfunden und bietet seit jeher die mit Abstand besten Funktionen für einen effizienten Umgang mit E-Mails an, zum Beispiel durch das Push-Prinzip und den BlackBerry Hub.

Im Vergleich dazu sind die E-Mail-Kommunikation und der Umgang mit Dateien auf einem iPhone, Android oder Windows Phone umständlich, zeitraubend und fehleranfällig – nicht nur beim Tippen von Texten.

Langjährige BlackBerry-Nutzer finden das Passport-Konzept interessant

UEPO-Herausgeber und Übersetzungsbürobetreiber Richard Schneider ist seit mehr als 10 Jahren BlackBerry-Nutzer. Er hat sich die Passport-Produktvorstellung im Live-Stream angesehen und fand sie gleichermaßen interessant wie überzeugend. Zu den Vorteilen der BlackBerry-Smartphones sagt er:

Zwar kann man heute mit jedem Smartphone Recherchen im Internet durchführen, soziale Medien nutzen, Word-Dateien öffnen sowie E-Mails empfangen und schreiben. Aber mit einem BlackBerry ist all das einfacher, besser und schneller möglich.

Das verschafft einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz hinsichtlich der Erreichbarkeit per E-Mail und der Reaktionsschnelligkeit zum Beispiel beim Erstellen von Angeboten.

Eine Besonderheit sind die Modelle mit vollständiger Hardware-Tastatur. E-Mail-Vielschreiber (wie zum Beispiel Übersetzer), die das einmal ausprobiert haben, werden nicht mehr darauf verzichten wollen. Texte lassen sich damit wesentlich schneller und fehlerfreier schreiben.

Der konzeptionelle Unterschied zu Apple, Samsung und Co.: BlackBerry entwickelt Werkzeuge für berufliche Anwender, während alle anderen Anbieter Spielzeuge für Jugendliche produzieren.

BlackBerry-Anwender sind bestrebt, durch die Nutzung eines Smartphones Zeit zu sparen und ihre Arbeits- und Freizeit möglichst effizient und produktiv zu gestalten. Die meisten Apple- und Samsung-Nutzer möchten sich hingegen in erster Linie amüsieren und sind an Angeboten interessiert, mit denen man möglichst viel Zeit totschlagen kann.

Neu: Passport, Blend, Amazon AppStore

Auf den drei offiziellen „Launch Events“, die zeitgleich in Toronto, London und Dubai stattfanden, wurden im direkten Vergleich die Unterschiede zum iPhone und zu Samsung-Phablets und -Tablets demonstriert.

Vorgestellt wurden Innovationen wie die berührungsempfindliche Tastatur, auf der auch Wischgesten ausgeführt werden können, sowie BlackBerry Blend, ein System, das die BlackBerry-Funktionalität auf beliebige andere Endgeräte beliebiger Hersteller erweitert – auf Desktops, Laptops und Tablets wie das iPad.

App-Gap verkleinert

Die oft beklagte „App-Gap“, also die Tatsache, dass für das BlackBerry-Betriebssystem „nur“ etwas mehr als 120.000 Apps zur Verfügung stehen, während es für Android und iOS (Apple) gut eine Million gibt, scheint inzwischen weitgehend geschlossen zu sein.

Schon vor einigen Jahren hat BlackBerry das eigene Betriebssystem „aufgebohrt“, sodass auf diesem auch Android-Apps laufen. Auf der Passport-Vorstellung wurde darüber hinaus bekannt gegeben, dass BlackBerry-Nutzer ab sofort neben dem BlackBerry-eigenen AppStore „BlackBerry World“ auch den Amazon AppStore nutzen können.

Funktionen, die das Betriebssystem BlackBerry 10 innovativ und einmalig machen:

  • Der BlackBerry Hub als Kommunikationszentrale.
  • Die Hardware-Tastatur.
  • Die berührungsempfindliche kapazitive Hardware-Tastatur, die eine Nutzung als Touchpad ermöglicht.
  • Nur BlackBerry-Smartphones können die Apps von zwei verschiedenen Betriebssystemen nutzen (BlackBerry und Android).
  • BlackBerry Blend dehnt die Funktionen des Mobiltelefons auf beliebige Computer und Tablets aus. Das Handy wird zur sicheren, eigenen Cloud, auf die vom Computer aus zugegriffen werden kann, auch wenn das Handy gar nicht in der Nähe ist. Apple entwickelt ein rudimentär vergleichbares System, das allerdings nur mit Apple-Computern und -Tablets funktioniert. BlackBerry Blend ist hingegen herstellerunabhängig.

Nur noch BlackBerry und Apple entwickeln sowohl die Hardware als auch die Betriebssystemsoftware ihrer Smartphones selbst. Das garantiert ein optimales Zusammenwirken von Hard- und Software und eine höhere Sicherheit.

Die Berg- und Talfahrt des Unternehmens Blackberry

Das kanadische Unternehmen BlackBerry wurde 1984 als RIM (Research in Motion) gegründet und brachte 1999 das erste Smartphone auf den Markt. Es gilt als Erfinder dieses Segments der Mobiltelefone und war bis 2006 dessen Marktführer.

Beim Aufkommen großer, berührungsempfindlicher Displays – vor allem mit der Einführung des iPhones im Jahr 2007 – verpasste BlackBerry den Anschluss an diese Entwicklung. Das Unternehmen hatte bis dahin ausschließlich Geräte mit vollständiger Hardware-Tastatur entwickelt und konnte sich nur schwer von diesem Konzept lösen.

BlackBerry verlor massiv an Marktanteilen und rutschte von 20 auf unter 1 Prozent ab. Die Zahl der Mitarbeiter musste von 20.000 auf 8.200 reduziert werden. Zeitweise wurde über den Verkauf des Unternehmens an Investoren verhandelt und der Rückzug von der Börse in Erwägung gezogen.

Erst Anfang 2013 gelang es, mit den Touchscreen-Modellen Z10 und Z30 (ähnlich dem damaligen iPhone, aber mit besseren Leistungsdaten) und Q10 mit Hardware-Tastatur sowie dem neuen Betriebssystem BlackBerry 10 den Abwärtstrend zumindest zu stoppen, auch wenn die Verkaufszahlen letztendlich nicht den Erwartungen entsprachen.

Talsohle durchschritten

Nach Angaben des vor einem Jahr neu bestellten Geschäftsführers John Chen, der zuvor für den gelungenen Turnaround bei Sybase verantwortlich war, ist nach jahrelangen Verlusten die Rückkehr zur Rentabilität fast geschafft und soll 2015/2016 erreicht werden. Mit dem jetzt vorgestellten Passport und dem zum Jahresende 2014 angekündigten Modell „Classic“ soll die Wende zu positiven Geschäftszahlen vollendet werden.

Die Zeit der schmerzhaften Einschnitte, Massenentlassungen und Werksschließungen sei auf jeden Fall vorbei, so Chen. Bereits in den letzten Jahren hatte BlackBerry wieder investiert, kleinere Technologiezulieferer übernommen (QNX, movirtu, SecuSmart) und die Mitarbeiterzahl erhöht.

Rückbesinnung auf eigene Wurzeln: „Serious mobility for serious business“

BlackBerry Passport, Texterstellung
Auf dem extrabreiten, hochauflösenden Display (1440 x 1440 Pixel) können 60 Zeichen in einer Zeile gut lesbar dargestellt werden.

Gelungen ist dies durch eine Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln als Anbieter von Produktivitäts- und Sicherheitslösungen für Unternehmen und professionelle Anwender. „Serious mobility for serious business“ lautet das Motto eines Imagevideos.

In sicherheitsrelevanten Bereichen sind die Geräte und Lösungen des Unternehmens nach wie vor konkurrenzlos. Barack Obama und Angela Merkel nutzen aus gutem Grund ein BlackBerry – ebenso wie die Aktivisten des „Arabischen Frühlings“ und Oppositionelle in totalitären Regimen wie Saudi-Arabien. (Selbst der NSA ist es lediglich gelungen, ein von Angela Merkel genutztes Nokia-Mobiltelefon mit dem Betriebssystem Android abzuhören.)

Vom Smartphone-Massenmarkt, der in erster Linie modische Spielzeuge für Jugendliche produziert, hat BlackBerry sich abgewandt. Auch die Produktion von Endgeräten steht nicht mehr im Mittelpunkt.

Schwerpunktverlagerung vom Hardware-Geschäft zu Software und Services

Langfristig strebt das Unternehmen eine Entwicklung an wie sie sich einst bei IBM vollzog, also eine Schwerpunktverlagerung weg vom Hardware-Geschäft hin zu Software und Services. Dort besitzt BlackBerry immer noch einen deutlichen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Außerdem sind in diesem Bereich die Gewinnmargen höher als im Hardware-Geschäft.

Die Fertigung des Passports wurde bereits an Foxconn in China ausgelagert, die auch das iPhone produzieren. In einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CBS kündigte John Chen an, man werde nicht mehr – so wie früher – vier neue Smartphone-Modelle pro Jahr auf den Markt bringen, sondern nur noch zwei oder eines.

Das muss bei einer Klientel aus professionellen Anwendern, die ein perfekt funktionierendes System erfahrungsgemäß über viele Jahre nutzt und nur ungern die Geräte wechselt, kein Nachteil sein.

Apropos Software und Services: Gut im Geschäft ist BlackBerry nach wie vor mit dem BlackBerry Enterprise Server, der in der neuesten Version BES12 heißt. Damit können Systemadministratoren den Bestand an Unternehmenshandys verwalten – unabhängig davon, ob es sich um BlackBerrys, iPhones oder Androids handelt und unabhängig davon, ob diese vom Unternehmen zur Verfügung gestellt wurden oder jeder Mitarbeiter sein eigenes Handy beruflich nutzt (BYOD-Konzept, Bring your own device).

Totgesagte leben länger

BlackBerry ist also nicht tot, sondern dank eigener finanzieller Ressourcen auf dem Wege der Genesung und Neuausrichtung. Das 1984 gegründete Unternehmen versucht, seine Marktführerschaft in einem ausreichend großen und lukrativen Nischenmarkt zu behaupten, der aus beruflichen Nutzern (Freiberufler, Außendienstler, Führungskräfte, Vorstände) und Unternehmenskunden sowie Branchen besteht, in denen ein gesteigerter Wert auf Sicherheit gelegt wird (Medizin, Justiz, Strafverfolgungsbehörden, Regierungen).

Nach wie vor verfügt das Unternehmen über 44.000 Patente und besitzt eine beachtliche „installierte Basis“ von 80 Millionen aktiven Benutzern. In den letzten Jahren konnte es seine Marktanteile in Schwellenländern wie Indien und der arabischen Welt durch preisgünstige Modelle wie das Q5 und Z3 erhöhen.

Auch die Umsätze liegen umgerechnet immer noch bei 6 Milliarden Euro, das Unternehmen ist schuldenfrei und verfügt über ein Barvermögen von rund 2 Milliarden Euro.

www.blackberry.de

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Richard Schneider
Bildmaterial: BlackBerry

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