„Dieses Problem ist einfach nicht zu lösen“ – Dolmetschernotstand verschärft Flüchtlingselend

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über die Schwierigkeiten, Dolmetscher für die illegalen Einwanderer zu finden, die seit einigen Jahren von Schlepperbanden und NGOs massenhaft aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach Europa transportiert werden.

Der östlich von München gelegene Landkreis Ebersberg hat 134.000 Einwohner und muss zurzeit 500 Personen versorgen und betreuen, die fast 60 verschiedene Sprachen sprechen. Sprachmittler werden vor allem beim Arzt, vor Gericht und im Rahmen des Asylverfahrens benötigt.

Die beiden im Landkreis am häufigsten benötigten Sprachen sind Arabisch und Tigrinya, das in Äthiopien und Eritrea gesprochen wird. „Doch Dolmetscher sind Mangelware – was die Helferkreise an ihre Grenzen bringt“, heißt es in der Zeitung. Und weiter:

Abhilfe in Form von Dolmetschern zu schaffen, gelingt den Helfern kaum. Erstens, weil viele Asylbewerber seltene Sprachen sprechen, zweitens, weil für professionelle Dienste meist das Geld fehlt, und drittens, weil die Dolmetscher bereits am Limit sind. „Die sind alle so ausgelastet, dass ich froh bin, wenn ich mal einen abkriege“, sagt Anna-Dorothea Cohrs von der Ebersberger Ausländerhilfe. Dabei hat sie ihr kleines Netzwerk von etwa 30 Übersetzern und Dolmetschern selbst aufgebaut. Die meisten besitzen kein Diplom – alle arbeiten ehrenamtlich für den Verein.

Die wenigen verfügbaren Laiendolmetscher arbeiten mit Begeisterung und Engagement. Sie sind froh, helfen zu können, werden aber in der Regel nicht bezahlt, sondern arbeiten ehrenamtlich.

Martina Lietsch ist Zweite Bürgermeisterin und koordiniert einen Helferkreis in Steinhöring. Sie meint: „Dieses Problem ist einfach nicht zu lösen.“ Man könne nur versuchen, sich irgendwie zu behelfen.

Dolmetscher für die in Deutschland neue Sprache Tigrinya werden nur aus den Reihen der Betroffenen selbst kommen können. Die Aufgabe werden zunächst die Kinder übernehmen müssen. Ähnlich verlief es bei einer afghanischen Familie, die vor drei Jahren nach Deutschland kam. Heute sprächen zumindest die Kinder fließend Deutsch „und übersetzen, wenn nötig, für ihre Eltern“, wie die Süddeutsche schreibt.

Deutschland, ein Einwanderungsland ohne Einwanderungsgesetzgebung

Deutschland ist ein Einwanderungsland und auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen, um der galoppierenden Vergreisung entgegenzuwirken. Da sind sich eigentlich inzwischen alle einig.

Trotzdem weigern sich alle im Bundestag vertretenen Parteien seit Jahrzehnten beharrlich, eine Einwanderungsgesetzgebung zu entwickeln, wie sie in den USA, Kanada oder Australien selbstverständlich ist.

Die Einwanderer nach Deutschland sind deshalb gezwungen, das Asylrecht zu missbrauchen, um erst einmal einige Jahre hier bleiben zu können. Dass ihr Antrag in mehr als 90 Prozent der Fälle abgelehnt wird, steht von vornherein fest. Und dass sie danach trotzdem nicht abgeschoben werden, sondern bleiben dürfen, wenn sie behaupten, aus Bürgerkriegsgebieten zu kommen, ist ebenfalls klar.

„No Way!“ – Der australische Weg, das Problem nachhaltig zu lösen

Dass das Problem illegaler Einwanderer durchaus zu lösen ist, zeigen Australien und einige asiatische Länder wie Indonesien, Malaysia und Thailand: Sie schicken die Reisenden auf sicheren Routen in ihre Heimatländer zurück und bitten sie, sich in die Schlange der legalen Einwanderer einzureihen.

Grußbotschaft der australischen Küstenwache an alle, die illegal ins Land wollen (1:07 Minuten):

ZDF-Bericht über die australische No-Way-Politik (3:56 Minuten):

Den genannten Artikel mit der Überschrift „Landkreis Ebersberg: Übersetzer verzweifelt gesucht“ können sie auf der Website der Süddeutschen Zeitung lesen.

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Richard Schneider

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