TransPerfect: Gericht ordnet Verkauf des Unternehmens an

TransPerfect-Zentrale
Die TransPerfect-Zentrale befindet sich im 39. Stock dieses Bürohochhauses an der New Yorker Park Avenue.

TransPerfect, der weltweit größte in Privatbesitz befindliche Sprachdienstleister, wird verkauft. Damit soll ein Ausgleich zwischen den zerstrittenen Gründern und Geschäftsführern Elizabeth „Liz“ Elting und Philip Shawe ermöglicht sowie das Überleben des Unternehmens gesichert werden.

Andre Bouchard, Chief Judge am Delaware Court of Chancery, hat am 13.08.2015 den Verkauf von TransPerfect angeordnet:

[…] the judge determined that Mr. Shawe and Ms. Elting are so deadlocked that he appointed an attorney to sell their business. The judge suggested numerous ways a sale price acceptable to both parties could be reached, including an auction process called a „Texas shoot-out.“

Die Gerichtsentscheidung ist der letzte Akt nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Geschäftsführern, durch die das Unternehmen handlungsunfähig wurde.

Skadden organisiert Verkauf

Das Gericht beauftragte einen Anwalt und Partner der auf Wirtschaftsrecht spezialisierten Kanzlei Skadden Arps Slate Meagher & Flom LLP (kurz Skadden) mit der Abwicklung des Verkaufs. Die Großkanzlei unterhält weltweit 22 Büros in 11 Ländern. Hauptsitz ist New York, in Deutschland ist Skadden in Frankfurt und München vertreten.

TransPerfect „mehrheitlich in Frauenhand“?

Liz Elting gehören 50 Prozent des Unternehmens, Philip Shawe 49 Prozent. Die restlichen 1 Prozent gehören Shirley Shawe, der Mutter von Philip Shawe, die ihre Entscheidungsbefugnis stets zugunsten ihres Sohnes einsetzt.

Warum wurde überhaupt die Konstruktion mit der zu einem Prozent beteiligten Mutter gewählt? Weil TransPerfect dadurch auf dem Papier zu einem mehrheitlich Frauen gehörenden Unternehmen wurde.

Dies bietet PR-Vorteile bei der Vermarktung und ermöglicht das Abgreifen diverser Preise und Auszeichnungen. Möglicherweise gehören dazu auch handfeste finanzielle Privilegien und Fördermaßnahmen, die von staatlicher Seite unternehmerisch tätigen Frauen gewährt werden. Das Gericht formuliert es so: TransPerfect „has been able to claim the benefits of being a majority women-owned business“.

Über TransPerfect

TransPerfect-LogoTransPerfect wurde 1992 gegründet und hat 2014 bei einem Umsatz von 470 Mio. USD einen Gewinn von 80 Mio. USD erwirtschaftet. Dies entspricht einer Umsatzrendite von 17 %.

Der Dienstleister beschäftigt mehr als 3.000 Angestellte und unterhält Vertretungen in weltweit 85 Städten. Im deutschsprachigen Raum ist TransPerfect in Frankfurt, München, Berlin, Wien und Zürich vertreten.

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Mehr zum Thema auf uepo.de

Die Hintergründe der unternehmensinternen Auseinandersetzungen bei TransPerfect hat uepo.de bereits 2014 ausführlich beleuchtet:

[Text: Richard Schneider. Quelle: crainsnewyork.com, 2015-08-25. ButtonwoodTree, Lizenz: CC BY-SA 3.0.]

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