Eugen-Helmlé-Preis 2015 für Hinrich Schmidt-Henkel, den „Robin Hood der Literaturübersetzer“

Hinrich Schmidt-Henkel
Hinrich Schmidt-Henkel

Der Literaturübersetzer Hinrich Schmidt-Henkel ist am 07.09.2015 im saarländischen Sulzbach mit dem seit 2005 jährlich verliehenen Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis ausgezeichnet worden. Dieser ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die Saarbrücker Zeitung berichtet:

Seit der Eugen-Helmlé-Preis 2005 erstmals verliehen wurde, in Erinnerung an den fünf Jahre zuvor verstorbenen Übersetzer aus Sulzbach, gab es wohl keinen Preisträger, der Helmlé tatsächlich so viel verdankt.

 

In seinen jungen, seinen saarländischen Jahren, war Helmlé für Schmidt-Henkel bereits ein intellektueller Ankerpunkt. Bei Gerhard Schmidt-Henkel, dem Saarbrücker Germanistik-Professor und Hinrichs Vater, trafen sich damals jene hierzulande, denen Literatur Beruf und Passion zugleich war.

 

Und als Hinrich Schmidt-Henkel nach dem Lehramtsstudium mit dem Übersetzen liebäugelte, war es eben Eugen Helmlé, der ihn ermunterte: „Mach das, du schaffst das.“

 

Bemerkenswerte Prophetie. Heute nämlich ist der 55-Jährige, mittlerweile in Berlin zuhause, selbst einer der wichtigsten literarischen Übersetzer in Deutschland. Aus dem Französischen (Diderot, Echenoz, Guibert, Houellebecq, Viel), dem Norwegischen (Ibsen, Nesbø) und dem Italienischen (Carlotto, Benni).

Laudator Florian Höllerer vom Literarischen Colloquium Berlin wies in seiner Lobrede darauf hin, dass sich der Preisträger nicht nur durch „Sprachvirtuosität“ und ein „Einfühlen in den Klang, die Rhythmik der fremden Sprache“ auszeichne. Vielmehr sei Schmidt-Henkel zugleich einer, der für seine Zunft streite, die oft genug „mit Hungerlöhnen abgespeist“ werde. Als Vorsitzender des Verbandes deutschsprachiger Übersetzer (VdÜ) kämpfe Schmidt-Henkel wie ein „Robin Hood der organisierten Übersetzer“ für seine Kolleginnen und Kollegen.

Hinrich Schmidt-Henkel bedankte sich für die von Eugen Helmlé und anderen erhaltene Inspiration, Ermunterung, Hilfe, für den Impuls überhaupt, „das finanziell so wenig einträgliche, geistig aber so erfüllende Übersetzerhandwerk“ ergreifen zu können. Seiner Ansicht nach solle man das Literaturübersetzen treffender als „Kunst“ bezeichnen.

In einem Beitrag für den Saarländischen Rundfunk erläutert der Literaturrezensent Ralf Schock, warum Schmidt-Henkel den Preis verdient hat (Audio-Datei, 6:04 Minuten):

[Text: Richard Schneider. Quelle: Saarbrücker Zeitung, 2015-09-09; Wochenspiegel, 2015-08-22; Saarländischer Rundfunk, 2015-04-29. Bild: VdÜ.]