Wegen der Begleitdolmetscher: Keine Wartezeit für Flüchtlinge bei Arztbesuchen

„Asylsuchende und Flüchtlinge müssen in Ambulanzen so gut wie nicht warten. Das sorgt in den überfüllten Spitals-Wartezimmern für gehörigen Unmut und Beschwerden“, schreibt die österreichische Boulevardzeitung „Kurier“.

Der Grund für diese bevorzugte Behandlung ist jedoch einfach: Ausländer werden dann umgehend drangenommen, wenn sie von einem Dolmetscher begleitet werden. Den Dolmetscher gemeinsam mit dem Patienten lange warten zu lassen, würde die Dolmetschkosten in die Höhe treiben, weil dieser auch fürs Herumsitzen bezahlt werden müsste. Selbst bei unbezahlten Begleitdolmetschern würden so sinnlos dringend benötigte Dolmetschkapazitäten gebunden. Die Zeitung schreibt:

Damit die Übersetzer bei Untersuchungen der Asylwerber nicht ebenfalls mehrere Stunden warten müssen, werden diese Behandlungen vorgezogen (meistens nach Terminabsprachen). Der Sprecher des Krankenanstaltenverbundes (KAV), Ralph Luger bestätigt: „Vorreihungen wegen der Dolmetsch-Begleitungen gibt es.“ Auch Martin Gantner von der Caritas kennt die Problematik. Erwähnt werden muss, dass Untersuchungen von Strafgefangenen und Menschen mit Behinderung ebenfalls vorgezogen werden.

Im Artikel wird darüber hinaus berichtet, dass die Hilfsbereitschaft unter der Ärzteschaft inzwischen merklich abgekühlt ist: „Viele Ärzte, die neben ihrem Spitalsjob und/oder neben ihrer Ordination Flüchtlinge in Unterkünften behandelten, warfen das Handtuch.“

Im September 2015 hätten sich noch 483 Ärzte aller Fakultäten bei der Wiener Interessensvertretung für ehrenamtliche Einsätze außerhalb der Dienstzeiten gemeldet. Mariella Hudetz von der ambulant-medizinischen-Organisation Amber-Med sagt: „Dieser Pool ist geschrumpft. Wenn jetzt noch 150 bis 200 Mediziner gemeldet sind, dann ist das viel.“

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[Text: Richard Schneider. Quelle: Kurier, 2016-02-07.]