Ist das noch ein Übersetzer-Studiengang? Saarbrücken präsentiert abgespeckten Bachelor „Language Science“

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Bild: UdS

Die Universität des Saarlandes in Saarbrücken hat im Mai 2016 ihre neu konzipierten Studiengänge für Sprachmittler vorgestellt. Diese heißen jetzt „Language Science“ (Bachelor) und „Translation Science and Technology“ (Master).

Umstrukturierung wegen drastischer Sparmaßnahmen

Durch drastische Sparmaßnahmen der CDU/SPD-Landesregierung war man gezwungen, das seit 1948 bestehende Lehrangebot erneut zusammenzustreichen und neu auszurichten.

Zeitweise drohte den Übersetzerstudiengängen dasselbe Schicksal wie dem Master-Studiengang “Konferenzdolmetschen”, dessen „perspektivisches Auslaufen“ schon 2014 beschlossen worden war.

Bachelor bietet viel Sprachwissenschaft – übersetzt wird nur noch am Rande

Der neue Bachelor of Arts „Language Science“ bietet viel Sprachwissenschaft mit einem Schuss Übersetzen. Die Universität will damit Interessenten ansprechen, „die eine breite sprachwissenschaftliche Ausbildung anstreben“. Die Studieninhalte werden auf der Website wie folgt beschrieben:

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Studiengang „Language Science“ (Bachelor)

Der Kernbereichs-Bachelorstudiengang wird zum Wintersemester 2016/17 starten und löst den Studiengang VSLT mit Schwerpunkt Vergleichende Sprachwissenschaft sowie Translation ab.

Der sechssemestrige Bachelor-Studiengang „Language Science“, der mit einem Bachelor of Arts (B.A.) abschließt, vermittelt zentrale theoretische und methodische Kompetenzen in den Bereichen der theoretischen und der gebrauchsorientierten Linguistik, der Computerlinguistik, der Phonetik, der Sprachverarbeitung und der Translation.

Darüber hinaus werden auch erweiterte schriftliche und mündliche Kompetenzen im Englischen sowie fakultativ in romanischen Sprachen erworben.

Der Studiengang „Language Science“ richtet sich an Personen, die eine breite und dennoch fokussierte sprachwissenschaftliche Ausbildung anstreben. Er zeichnet sich durch eine besondere Praxisorientierung aus, die sich sowohl in der Konzeption des Gesamtstudiengangs wie auch in den Konzeptionen der vier Wahlpflichtbereiche Europäische Sprachen, Sprachverarbeitung, Phonetik und Translation niederschlägt.

Folgende vier Pflichtmodule müssen von allen Studierenden erfolgreich abgeschlossen werden:

  • P1: Theoretische und methodische Grundlagen (30 CP)
  • P2: Sprachkompetenz Englisch (9 CP)
  • P3: Schlüsselkompetenzen (12 CP)
  • P4: Abschlussmodul (15 CP)

Neben diesen 4 Pflichtmodulen bietet der Studiengang 4 Wahlpflichtbereiche an, von denen die Studierenden 3 belegen und erfolgreich abschließen müssen. Dies sind:

  • WP1: Europäische Sprachen (38 CP)
  • WP2: Sprachverarbeitung (38 CP)
  • WP3: Phonetik (38 CP)
  • WP4: Translation (38 CP)

WP1 „Europäische Sprachen“ vermittelt zentrale Kenntnisse in der Struktur, der Funktion und dem Gebrauch des Deutschen, des Englischen sowie in mindestens einer romanischen Sprache.

WP2 vermittelt mathematische, semantische und grammatiktheoretische Grundlagen der maschinellen Sprachverarbeitung.

WP3 vermittelt grundlegende Kompetenzen in der phonetischen Transkription, in experimenteller Phonetik, Prosodie und in der Analyse und Beschreibung von Sprachproduktions- und Sprachrezeptionsprozessen.

WP4 schließlich vermittelt weiterführende Sprachkompetenzen in mindestens einer romanischen Sprache, in der Methodik des Übersetzens sowie im Übersetzen selbst (Englisch und eine romanische Sprache).

Absolventen des Studiengangs „Language Science“ werden berufliche Perspektiven in einer Vielzahl von Bereichen eröffnet, die im engeren oder weiteren Sinne sprachlich geprägt sind. Hierunter fallen neben den klassischen Berufsfeldern der alten Medien (Hörfunk, Zeitung, Verlagswesen) vor allem bereits etablierte und sich neu entwickelnde Berufsfelder in den neuen Medien. Je nach Schwerpunktbildung sind dies beispielsweise Tätigkeiten in der Werbung, in sozialen Netzwerken, bei kleineren wie größeren Internetdiensten sowie in Bereichen der (maschinellen) Übersetzung.

Der Bachelor „Language Science“ ermöglicht den Zugang zu einer Vielzahl von Master-Studiengängen und damit weiteren Schwerpunktbildungen. Im wissenschaftlichen Bereich sind die Sprachwissenschaften in den Philologien (Germanistik, Anglistik, Romanistik), die Computerlinguistik, die Phonetik und die Translationswissenschaft als naheliegende Betätigungsfelder zu nennen.

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Richard Schneider