Österreichische Staatspreise für literarische Übersetzung 2017 gehen an Brigitte Große und Andy Jelčić

Brigitte Große
Brigitte Große

Wie die Interessengemeinschaft (IG) Übersetzerinnen Übersetzer mitteilt, gehen die österreichischen Staatspreise für literarische Übersetzung für das Jahr 2017 an Brigitte Große (aus dem Französischen) und Andy Jelčić (ins Kroatische). Die Preisverleihung findet am 01.07.2018 im Wiener Literaturhaus statt.

Höchstdotierte österreichische Auszeichnungen für Literaturübersetzer

Die beiden mit je 10.000 Euro dotierten Auszeichnungen, die jährlich vom Bundeskanzleramt vergeben werden, sind die höchsten österreichischen Auszeichnungen für die Übersetzung österreichischer Literatur in eine Fremdsprache sowie für die Übersetzung fremdsprachiger Literatur ins Deutsche.

Brigitte Große übersetzt aus dem Französischen und Englischen

Brigitte Große, geb. 1957 in Wien, studierte Philosophie und Musikwissenschaft, Soziologie und Psychologie in Wien und Hamburg. Lebt als freie Übersetzerin in Hamburg. Ihr umfangreiches übersetzerisches Werk aus dem Französischen und Englischen umfasst bisher gut 60 Buchpublikationen aus den Bereichen Belletristik und Essayistik.

Sie hat zahlreiche Bestseller wie die Romane des „literarischen Monsters“ Amélie Nothomb oder des „romantischen Egoisten“ Frédéric Beigbeder ins Deutsche übertragen, aber auch sprachlich und sachlich anspruchsvolle non-fiction bzw. creative non-fiction, die in Frankreich eher einem weiter gefassten, von öffentlich auftretenden Schriftstellern und Intellektuellen getragenen Literaturbegriff zugeordnet werden – etwa Baudrillards berühmten Aufsatz Die Gewalt der Bilder, Eric-Emmanuel Schmitts Das Evangelium nach Pilatus, André Comte-Sponvilles Woran glaubt ein Atheist?, die Freud- und Kafka-Bücher von Georges-Arthur Goldschmidt, Paul Pitous’ Mon cher Albert. Ein Brief an Albert Camus oder – ein Gipfelpunkt klassischer französischer Essayistik – Paul Valérys Rede über die Ästhetik von 1937.

Nicht wenige ihrer Autorinnen und Autoren kommen aus der Francophonie und sind selbst mehrsprachig bzw. bikulturell aufgewachsen, etwa Amélie Nothomb, Fatou Diomé, Wilfried N’Sondé, Linda Lê, Kim Thúy.

Auszeichnungen: Übersetzerpreis der Stadt Hamburg 1990 und 2015, Hieronymusring 1999, Österreichische Übersetzungsprämie 2015

Andy Jelčić
Andy Jelčić

Andy Jelčić übersetzt aus dem Deutschen ins Kroatische

Andy Jelčić, geb. 1958 in Ogulin, Kroatien, studierte Germanistik und Anglistik in Zagreb und Münster sowie Literaturtheorie in Zagreb. Seit 1988 als freier Übersetzer, Schriftsteller und Publizist tätig, lebt in der Nähe von Zagreb und in Wien.

Jelčićs übersetzerisches Werk umfasst einige Hauptwerke der deutschsprachigen Soziologie, Philosophie und Literaturtheorie, darunter den filigran gewobenen theoretischen Diskurs in Auerbachs Mimesis, der sich an einer schmalen Gratlinie zwischen Literaturtheorie und Fiktionalität bewegt.

Die Verpflichtung zu philologischer Genauigkeit zeichnet auch seine literarischen Übersetzungen aus, ebenso wie der Mut zu Wortschöpfungen, wenn sie dazu dienen, den Intentionen des Originals gerecht zu werden.

Er hat eine sehr beachtete Neuübersetzung von Musils Mann ohne Eigenschaften vorgelegt und wunderbare Lösungen für Doderers durch Wortspiele, Verballhornungen, Neubildungen, Anspielungen und ungewöhnliche Metaphern getragenen Humor gefunden. Auch die österreichische Gegenwartsliteratur – Winkler, Hochgatterer, Ransmayr, Gauss, Henisch – findet in ihm einen ausdrucksstarken und engagierten Übersetzer.

Auszeichnungen: Preis der Vereinigung der kroatischen Literaturübersetzer für die beste Fachübersetzung des Jahres 2004 (Erich Auerbachs Mimesis. Die Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur), Kroatischer Staatspreis für die beste Übersetzung im Jahr 2008 (Musil), BMUKK bzw. BKA Übersetzungsprämie 2014, 2015, 2016, Albert Goldstein Preis 2016 (Ransmayr)

Preisverleihung am 1. Juli 2018 im Wiener Literaturhaus

Die Preisverleihung findet am Sonntag, dem 01.07.2018, um 11:00 Uhr in der Bibliothek des Literaturhauses in der Wiener Seidengasse statt. Die Programmpunkte:

  • Begrüßung: Robert Huez (Leiter des Literaturhauses)
  • Einleitende Worte: Jürgen Meindl (Leiter der Sektion für Kunst und Kultur im Bundeskanzleramt)
  • Festrede: Martin Pollack (Schriftsteller und Übersetzer)
  • Vorstellung beider PreisträgerInnen: Alexander Sitzmann (Staatspreisträger 2016)
  • Preisverleihung: Jürgen Meindl (Leiter der Sektion für Kunst und Kultur im Bundeskanzleramt)
  • Dankesreden und Lesung der Preisträgerin und des Preisträgers
  • Musik: Trio Hatz & Klok (Franziska Hatz/Richie Winkler/Roman Britschgi)

[Text: IG Übersetzerinnen Übersetzer. Quelle: Pressemitteilung, Mai 2018. Bild: Brigitte Große, Scott Myles.]