Forscher der Universität New Mexico in Albuquerque sind zu einer erstaunlichen Erkenntnis gelangt: Krankheitserreger haben womöglich zur Entstehung neuer Sprachen beigetragen. Ihre These: In Gebieten, in denen das Risiko hoch ist, von Parasiten befallen zu werden und sich lebensbedrohliche Krankheiten zuzuziehen, bildeten sich wegen des Infektionsrisikos kleinere Gemeinschaften, die Kontakt zu anderen Stämmen mieden und ihre eigene Kultur und Sprache entwickelten. Sogar heutzutage sei die sprachliche Vielfalt in solchen Gegenden größer als in Regionen ohne großen Parasitenbefall.
Die Wissenschaftler verglichen für ihre Analyse Daten aller sechs Kontinente und fanden einen bemerkenswerten Zusammenhang zwischen der regionalen Artenvielfalt bei Parasiten und der jeweiligen sprachlichen Diversität beim Menschen. Insbesondere in tropischen und subtropischen Regionen waren sowohl die Artenvielfalt bei Parasiten als auch die Sprachenvielfalt höher.
Seit Langem suchen Sprachwissenschaftler nach einer Erklärung für die Tatsache, dass die Sprachenvielfalt steigt, je näher man sich auf den Äquator zubewegt. Das klassische Beispiel für Sprachenvielfalt ist Papua-Neuguinea, wo die 5,5 Millionen Einwohner 826 verschiedene Sprachen sprechen. In den kälteren Regionen zum Beispiel Nordeuropas und Südamerikas gibt es hingegen auch auf sehr viel größeren Landflächen seit jeher nur relativ wenige Sprachen.
In der Presse ist ein Artikel dazu erschienen, den Sie im Berliner Tagesspiegel lesen können.
[Text: Jessica Antosik. Quelle: Der Tagesspiegel, 2008-07-22. Bild: Armando Frazão/Fotolia.]