Die telefonische Duden-Sprachberatung: Bei Anruf Wort

Duden-Stand auf Frankfurter Buchmesse
Frankfurter Buchmesse 2018: "Sprache sagt alles" lautete das Motto am Stand des Dudenverlags. - Bild: UEPO.de

„Duden-Sprachberatung, Guten Tag! Was kann ich für Sie tun?“ Und schon stecken wir mitten in der Arbeit des 12-köpfigen Teams des Dudenverlags, das telefonisch bei der Lösung sprachlicher Probleme hilft, ob sie die Rechtschreibung, Zeichensetzung oder die Grammatik, die Bedeutung und Herkunft von Wörtern und Redensarten oder Fragen des Ausdrucks und des Stils betreffen.

Service mit hundertjähriger Tradition

Die individuelle Beratung in allen sprachlichen Zweifelsfällen hat im Hause Duden lange Tradition. Die Duden-Sprachberatung ist sogar die älteste und wohl am stärksten frequentierte Serviceeinrichtung dieser Art in Deutschland.

Im Laufe von annähernd einhundert Jahren hat sich der Sprachberatungsservice grundlegend gewandelt. „Auskunft in Rechtschreibfragen erteilt: Kaiserlicher Oberkorrektor Otto Reinecke, Berlin SO 26, Elisabethenufer 57“, heißt es majestätisch im Rechtschreibduden von 1915. In der Auflage von 1934 bietet die „Deutsche Sprachberatungsstelle“ beim Verlag Bibliographisches Institut AG (damals noch in Leipzig ansässig) ihre Dienste an. Weitere 20 Jahre später tritt die „Sprachberatungsstelle der Dudenredaktion“ deren Nachfolge an – bis zum heutigen Tag in Mannheim angesiedelt.

Seit den 1960er-Jahren wird in der Dudenredaktion telefonische Sprachberatung erteilt. Die ständig steigende Zahl der Anfragen machte es Ende der Siebziger notwendig, die Sprachberatung am Telefon zeitlich einzuschränken, damit die Redakteurinnen und Redakteure ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich Wörterbücher zu schaffen, in gewohnt sorgfältiger Weise nachkommen konnten. Die Sprachberatung war weiterhin kostenlos, aber dafür nur noch von 9 bis 12 Uhr auf lediglich einer Leitung erreichbar. „Das war auf Dauer kein befriedigender Service“, erinnert sich Evelyn Knörr, Leiterin der Duden-Sprachberatung.

Um der stetig steigenden Nachfrage besser gerecht zu werden und so den Service am Kunden wesentlich zu verbessern, ist die Sprachberatung seit 1998 zu einer modernen telefonischen Dienstleistung ausgebaut worden. Dazu zählt ein größeres Team von speziell hierfür eingesetzten Sprachberaterinnen und Sprachberatern, die täglich auf bis zu vier parallel geschalteten Leitungen die eingehenden Anrufe entgegennehmen. Seitdem ist die Sprachberatung gebührenpflichtig – ein Anruf kostet 1,86 Euro pro Minute. „Trotzdem können wir die anfallenden Kosten gerade einmal zur Hälfte damit decken“, fügt Evelyn Knörr hinzu.

Seit Sommer 2004 stehen die Spezialisten in Sachen Sprachberatung auch den Nachbarn aus Österreich und der Schweiz zur Verfügung. Im Mai 2005 hat der Duden-Sprachberatungsservice außerdem seine Öffnungszeiten erweitert und ist von 8 bis 18 Uhr zu sprechen.

Studierte Germanisten geben umgehend Auskunft

Alle Sprachberaterinnen und Sprachberater bei Duden sind studierte Germanisten mit Schwerpunkt Sprachwissenschaft. Bis zu 200-mal am Tag klingelt das Telefon, die Auskunft erfolgt in null Komma nichts. Was sich nicht auf Anhieb lösen lässt, wird per Rückruf nachgereicht. Die meisten Anrufer haben beruflich mit der deutschen Sprache zu tun und wollen deshalb Fehler vermeiden – Anwälte, Journalisten, Werbetexter, Lektoren. Auch Fernsehteams von Quizshows rufen an, um sich die Antworten auf Sprachfragen bestätigen zu lassen und so auf „Nummer sicher“ zu gehen.

Rechtschreibung und Grammatik Thema Nummer eins

Unter den Fragen machen die nach Rechtschreibung und Grammatik den Hauptanteil aus. Heißt es Anfang diesen oder dieses Jahres (richtig: dieses Jahres), schreibt man E-Mail, email oder e-Mail (richtig: E-Mail), und wie lautet die Mehrzahl von Pizza (richtig: Pizzas und Pizzen)? Auch wenn es um schriftliche Präsentation wie beispielsweise bei einer Bewerbung geht, sind die Sprachberater gefragte Leute. Wie eine Bürgermeisterin anreden, wie einen Universitätsprofessor anschreiben? Wer auf der gesellschaftlichen Bühne sprachsicher auftreten will, erhält von der Duden-Sprachberatung Rat und Orientierung.

Aus Sprachberatung entstand Duden-Band „Richtiges und gutes Deutsch“

Über die Duden-Sprachberatung erhält die Dudenredaktion wichtige Hinweise darauf, wo die Sprachgemeinde der Schuh tatsächlich drückt – welche Bereiche Muttersprachlern, aber auch Deutschlernern die größten Probleme bereiten. Das hat natürlich Folgen für die Arbeit der Redaktion. So ist zum Beispiel das Duden-Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle „Richtiges und gutes Deutsch“ unmittelbar aus der Auswertung der Sprachanfragen heraus entstanden. So dient die Sprachberatung allen, die sich direkt an sie wenden, wie auch denjenigen, die sprachliche Zweifelsfälle über die Duden-Nachschlagewerke lösen. Ganz anders als zu Kaisers Zeiten.

Kostenloser Newsletter hält sprachlich auf dem Laufenden

Seit Juni 2000 gibt die Duden-Sprachberatung alle zwei Wochen einen kostenlosen Newsletter heraus, der sich über unsere Newsletter-Anmeldung abonnieren lässt. Er umfasst eine kurzweilige Mischung aus Informationen zur Rechtschreibung, Tipps zum Sprachgebrauch und Wissenswertem rund um die deutsche Sprache. Über 125.000 Interessenten haben ihn bereits abonniert, und täglich werden es mehr. Zum Stöbern gibt es auf der Website des Dudenverlags außerdem das ebenfalls kostenlos zu nutzende Archiv, in dem alle bisher erschienenen Newsletter-Ausgaben abgerufen werden können.

Sprachberatungs-Podcast

Seit Oktober 2007 bieten die Deutschexperten auch Podcasts an. Das neue Angebot vermittelt alle vierzehn Tage Wissenswertes und Unterhaltsames zu verschiedenen Themen rund um die deutsche Sprache. Die Sprachberater von Duden nehmen sprachliche Stolpersteine genauer unter die Lupe, erklären die Herkunft von Wörtern oder Wendungen und vieles andere mehr.

PM Duden

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