Deutschkenntnisse verschaffen Tschechen einen Karrierevorteil

In der bayerisch-böhmischen Grenzregion spielen Kenntnisse in der Sprache des jeweiligen Nachbarlandes für viele Arbeitnehmer eine wichtige Rolle. 95 Prozent von über 200 in der Tschechische Republik ansässigen Unternehmen mit deutscher Beteiligung in einer aktuellen Umfrage der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK) sagen: „Deutschkenntnisse sind wichtig für unsere Mitarbeiter.“ 75 Prozent der Firmen sehen Deutschkenntnisse für tschechische Arbeitnehmer als „sehr wichtige“ Qualifikation an. Somit werden Deutschkenntnisse wichtiger eingestuft als Englischkenntnisse – nur etwa die Hälfte der Befragten hält Englischkenntnisse als unabdingbar.

„Deutsch ist wichtig für den Beruf.“ Dieser Ansicht sind 77 Prozent der Tschechen in einer repräsentativen Umfrage des Goethe-Instituts in Prag sowie des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Momentan lernen rund ein Drittel der tschechischen Schüler Deutsch als zweite Fremdsprache. Die Zahl könnte allerdings viel höher sein, denn nach der Umfrage des Goethe-Instituts wird Deutsch an vielen tschechischen Schulen nicht oder erst ab der siebten Klasse gelehrt. Nun zielt das Goethe-Institut in Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen und der DTIHK mit der Initiative „Deutsch für die Karriere“ auf eine Annäherung von Betrieben und Schulen für Kooperationen in der Sprachförderung ab. „Wir wollen Schülern zeigen, dass in der Nähe ihrer Heimatorte Unternehmen sind, bei denen sie mit guten Deutschkenntnissen leichter Karriere machen können“, erklärt Dr. Heike Uhlig, stellvertretende Leiterin des Goethe-Instituts in Prag. Bereits 15 Unternehmen und 28 Berufsschulen und Gymnasien nehmen an dem Projekt „Deutsch für die Karriere“ teil. Ab September 2011, das bedeutet also mit Beginn des neuen Schuljahres, werden zahlreiche Besuche von Schulen und Firmen mit dem Ziel von Kooperationen in der Sprachförderung stattfinden.

Auch in Bayern ist die tschechische Sprache für Deutsche ein echtes Karriere-Plus. In der Oberpfalz, einem Regierungsbezirk bzw. Bezirk im Nordosten Bayerns, haben die Schüler an über 50 Schulen die Möglichkeit, Tschechisch als freiwilliges Wahlfach zu belegen. Viele Initiativen in diesem Raum sollen dabei helfen, die Sprachkenntnisse auf beiden Seiten zu fördern und zu verbessern. Bereits seit drei Jahren werden beispielsweise bei dem Unternehmen BHS Corrugated, dem Weltmarktführer für Wellpappanlagen, Auszubildende aus der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik gemeinsam ausgebildet und unterricht. „Ein Teil des Ausbildungsprogramms wird in Tschechien, ein Teil in Bayern absolviert“, sagt Stefanie Luber, eine der Verantwortlichen des BHS Ausbildungsverbunds. Mittlerweile haben acht deutsche und acht tschechische Azubis in Zusammenarbeit mit der Europa-Berufsschule in Weiden die Prüfung als Maschinen- und Anlagenführer erfolgreich abgelegt. Ferner haben sie Kenntnisse der Sprache des Nachbarlandes erworben. Dies bietet ihnen gute berufliche Perspektiven.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: wochenblatt.de, 14.08.2011. Bild: Zebra848 (Wikipedia).]