Rückblick in Buchform: „Souveräne Brückenbauer – 60 Jahre Verband der Literaturübersetzer (VdÜ)“

Souveräne Brückenbauer2014 feiert der Literaturübersetzerverband VdÜ sein 60-jähriges Bestehen, dessen vollständiger Name bekanntlich wie folgt lautet: Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e. V., Bundessparte Übersetzer im Verband deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di (Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft).

Aus diesem Anlass bringt die in Buchform erscheinende renommierte Literaturzeitschrift „Sprache in technischen Zeitalter“ (SpritZ) eine Sondernummer heraus, die sich mit der Geschichte und Gegenwart des Verbandes befasst. Herausgeberin ist Helga Pfetsch, die von 1997 bis 2005 VdÜ-Vorsitzende war.

Das Buch umreißt 60 Jahre politisches und poetologisches Denken und Handeln der Zunft der Literaturübersetzer und bietet kondensiert Reflexionen und Selbstauskünfte in einer Weise, wie es bislang nicht vorliegt. Verbandsgeschichte und berufspolitische Fragen werden ebenso thematisiert wie Übersetzungskritik und Übersetzerpraxis.

Was ist das Besondere an diesem Verband, was das Faszinierende an der Arbeit seiner Mitglieder? Das Jubiläum gibt Anlass, sich zu erinnern, wie die Situation der Literaturübersetzer zur Zeit der Verbandsgründung 1954 und in den Folgejahren aussah, wofür diese kontinuierlich wachsende Gruppe kreativer Menschen sich engagierte, was ihnen einfiel, um die Kunst des Übersetzens zu befördern und wie sie sich aus der Unsichtbarkeit ins Rampenlicht bewegten.

Renommierte Literaturübersetzer wie Ragni Maria Geschwend, Burkhart Kroeber, Frank Heibert, Holger Fock und Rosemarie Tietze sowie übersetzende Schriftstellerinnen wie Ebba Drolshagen und Pieke Biermann erhellen diese Fragen.

Von außen blicken u. a. der James-Joyce-Spezialist Fritz Senn, der Kritiker Burkhard Müller und Katrin Lange vom Münchner Literaturhaus auf die Literaturübersetzer und ihren Verband.

Inhalt

  • Regine Möbius: Geleitwort – Verstehen und Verständigung
  • Hinrich Schmidt-Henkel: Geht das denn?
  • Luis Ruby: 60 Jahre VdÜ – und jetzt? Zu den Zielen unseres Verbands

I. Chronik, Rückblick, Erinnerung

  • Josef Winiger: Der VdÜ – ein berufsständischer Verband mit Strahlkraft über das Berufsständische hinaus
  • Josef Winiger: Rolf Italiaander (1913–1991), Gründer des VdÜ und erster Präsident
  • Josef Winiger: Helmut M. Braem (1922–1977), Manager eines Aufbruchs
  • Josef Winiger: Susanna Brenner-Rademacher (1899–1980), Gründungsmitglied und „First Lady“ des VdÜ
  • Ragni Maria Gschwend: 60 Jahre VdÜ − Aus dem Erinnerungstopf eines Mitglieds der zweiten Stunde
  • Susanne Schaup: Gespräch im Café Landtmann

II. Meilensteine  Was uns berufspolitisch bewegte und bewegt

  • Burkhart Kroeber: Der Streit über Lemprière’s Wörterbuch – Eine öffentliche Erregung mit langem Nachhall
  • Ulrich Blumenbach: Forschheit vor Verlegerthronen
  • Reinhild Böhnke: Aus dem Gehäuse hinaus in die Welt – Literarische Übersetzer in Sachsen
  • Joachim Meinert: Die aus dem Osten kommen!
  • Werner Richter: Verhandlungen und Verwerfungen – Tatort Aufkommensneutralität
  • Claudia Steinitz: Und wenn sie nur gejammert hätten? Die ersten Anpassungsklagen
  • Maria Hummitzsch: Gespräch mit Aktiven aus den Vorständen des VdÜ von 1988–2005
  • Julian Müller: Ein Kahn, auf dem es sich fahren lässt – Interview mit Mitgliedern der Vorstände seit 2008
  • Holger Fock: Lost in Justice? Warum sich Literaturübersetzer nach dem Gesetz zur Stärkung der Urheber von 2002 durch die Rechtsprechung benachteiligt fühlen

III. Blick von außen – Wie uns die anderen sehen

  • Fritz Senn: Am Rande mittendrin: unter den Übersetzern
  • Bärbel Flad: Zwischen den Stühlen – Impressionen einer Wahlverwandten aus dem Lektorat
  • Katrin Lange: Einzug in die Arena

IV. Erreichtes, Errungenschaften

  • Anke Burger: Die Zeitschrift Der Übersetzer/Übersetzen, seit 50 Jahren Sprachrohr der Literaturübersetzenden
  • Rosemarie Tietze: Wie wäre es, wenn … Eine Anekdote aus grauer Seminarvorzeit
  • Karen Nölle: „… können wir nur selber tun!“ Fortbildung als Thema des VdÜ
  • Eike Schönfeld: Straelen, die Anfänge
  • Andreas Jandl: Learning by doing par excellence – Entwicklungsstufen der zweisprachigen Werkstätten von den Anfängen bis ViceVersa
  • Ebba D. Drolshagen: Smoke got in our eyes – Erinnerungen an Bergneustadt
  • Susanne Höbel: „Von der hohen Würde des Übersetzers“ – Der Hieronymus-Ring
  • Martina Kempter: Übersetzer auf der Weltlesebühne – Wie gründliche Leser aus gutem Grund zu Vorlesern wurden und anfingen, ihre Arbeit auf die Bühne zu bringen
  • Irmgard Hölscher: Über das Sichtbarwerden der Übersetzer auf der Frankfurter Buchmesse

V. Übersetzen und Medien

  • Ingrid Altrichter: Recherchieren anno dazumal
  • Larissa Bender: Das blaue Fenster zur Welt – Kein Leben ohne Facebook!
  • Isabel Bogdan: Sozialgestörte Nerds

VI. Übersetzungskritik

  • Pieke Biermann: Rezensentische Fehlgriffe
  • Burkhard Müller: Literarische Übersetzungskritik – Was ist sie? Was könnte sie sein?

VII. Übersetzerpraxis

  • Peter Friedrich: Erwin Magnus – der Mann, der das professionelle Übersetzen erfand – Ein Künstlerschicksal
  • Matthias Wolf: Beckmessereien – Der Sachbuchübersetzer als Nervensäge am Stuhlbein des Autors
  • Nicola Denis: Übersetzen im Ausland – Persönliche Betrachtungen samt einer Porträtskizze von Anne Weber
  • Friedrich Griese: Vom Zwickel oder Wie man sich behilft
  • Ursula Wulfekamp: Warum ich Übersetzerin werden wollte und weshalb ich es dann doch geblieben bin

VIII. Literaturübersetzer und ihre Autoren – Übersetzen als Kunst

  • Stefanie Gerhold: Weit reisende Geschichten
  • Brigitte Döbert: Über Asymmetrie – Ein ganz einseitiger Versuch zur Beziehung zwischen Autor und Übersetzer
  • Jürgen Dormagen: Vom großen Ü und einem kleinen l
  • Frank Heibert: Übersetzen zwischen Bauch und Kopf
  • Helga Pfetsch: Nachwort der Herausgeberin

Bibliografische Angaben

Helga Pfetsch (Hg., 2014): Souveräne Brückenbauer. 60 Jahre Verband der Literaturübersetzer (VdÜ). In: Sprache im technischen Zeitalter (SpritZ), Sonderheft März 2014. Köln: Boehlau. 323 Seiten, 28 Schwarzweißabbildungen, 24,90 Euro, ISBN 978-3-412-22284-0.

[Text: Richard Schneider. Quelle: VdÜ, Böhlau-Verlag. Bild: Boehlau-Verlag.]