Houda Droll hilft als Arabisch-Dolmetscherin in Notunterkunft für Flüchtlinge

Die Tageszeitung Mainpost porträtiert die gebürtige Tunesierin Houda Droll, die in Greußenheim bei Würzburg als Laiendolmetscherin in einer Notunterkunft für Flüchtlinge hilft.

Die heute 40-jährige folgte 2001 ihrer deutschen Urlaubsliebe nach Deutschland, ist also bestens mit beiden Kulturen vertraut. Trotz idealer Bedingungen war aber auch für sie die Eingewöhnung im neuen Sprach- und Kulturraum nicht leicht:

Vor allem jenseits der Vokabeln musste sie ihr neues Zuhause, die Menschen, ihre Art miteinander umzugehen, verstehen lernen. „Ich habe mich manchmal angegriffen gefühlt, obwohl es meine Schwiegereltern nur gut mit mir gemeint haben“, erinnert sich die 40-Jährige.

Heute weiß sie, was sie damals so verletzt hat: Diese direkte Art, in der Deutsche miteinander reden, sich auffordern, Dinge zu tun oder auch zu lassen – das komme in der arabischen Kultur einer Beleidigung gleich. „Araber kommunzieren viel emotionaler miteinander“, sagt sie. Wichtiger als das, was gesagt wird, sei, wie es gesagt wird.

Deshalb könne man den Menschen aus dem arabischen Raum nicht einfach mit einer klaren Ansage die Spielregeln diktieren, wie man es im Deutschen tun würde. So etwas klinge „wie eine persönliche Zurückweisung“. Houda Droll: „Dann machen sie dicht.“

Andererseits müssten aber auch die Flüchtlinge noch viel lernen:

  • Sie müssten ihre Ungeduld zügeln, die auf Deutsche mitunter fordernd oder anmaßend wirke.
  • Auch dass man Termine ausmachen und manchmal warten müsse, leuchte den Wenigsten auf Anhieb ein.
  • Vielen sei gar nicht bewusst, dass die meisten Helfer ehrenamtlich tätig sind und dafür ihre Freizeit opfern.

Von einem weiteren interkulturellen Missverständnis erzählt Greußenheims zweiter Bürgermeister Rainer Troll. Man habe darauf hinweisen müssen, dass man nicht jede Bank oder Schaukel, die irgendwo in einem Vorgarten steht, benutzen dürfe: „Wir haben den Flüchtlingen erklärt, dass das Privateigentum ist, auch wenn die Grundstücke nicht eingezäunt sind, und dass es in Deutschland sehr wichtig ist, diese Spielregel einzuhalten. In den Ländern, aus denen sie kommen, spielt sich das Leben draußen ab und wenn da eine Bank steht, setzt man sich eben zusammen.“

Richard Schneider