
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert eine neue Forschungsgruppe an der Universität Hamburg. Ab 1. April 2025 wird ein Team unter Leitung von Prof. Dr. Peter Siemund an der Fakultät für Geisteswissenschaften die sich verändernde Bedeutung des Englischen in verschiedenen mehrsprachigen Weltregionen untersuchen – mit besonderem Fokus auf lokalen Unterschieden und Einflüssen.
Statistiken zufolge sprechen rund 1,5 Milliarden Menschen weltweit Englisch – entweder als Muttersprache oder als Zweitsprache. Je nach Region kann sich die Ausgestaltung der englischen Sprache stark unterscheiden und lokale Eigenheiten aufweisen.
Oft steht sie zudem in einer spannungsreichen Beziehung zu anderen Sprachen vor Ort: Die Sprachen können sich gegenseitig bereichern, verändern, aber auch verdrängen.
Welche Faktoren und Muster hier greifen, untersucht die neue Forschungsgruppe „Convergence on Dominant Language Constellations: World Englishes in their local multilingual ecologies (CODILAC)“.
Sie erhält von der DFG in den kommenden vier Jahren insgesamt mehr als 3 Millionen Euro. Die Wissenschaftler werden sieben repräsentative Weltregionen untersuchen und vergleichen, in denen Englisch eine von mehreren aktiv gesprochenen Sprachen ist:
- Botswana
- Cebu City (Philippinen)
- Zypern
- Region Kurdistan-Irak
- Lagos (Nigeria)
- Nordost-Indien
- Tansania
Prof. Dr. Peter Siemund, Professor für Englische Sprachwissenschaft am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Hamburg und Leiter der neuen Forschungsgruppe, erläutert:
In diesen Regionen sind historisch sehr verschiedene Sprachen gleichzeitig präsent. Zudem sind sie Ziel nationaler und internationaler Migrationsströme. Wir beobachten aktuell, wie sich Englisch als dominante Sprache unter diesen zum Teil sehr vielen Sprachen herauskristallisiert.
Interessant für die Forschung seien nun die lokalen Unterschiede: Verschwinden die anderen Sprachen neben dem Englischen, werden sie gleichberechtigt genutzt oder beschränken sie sich auf bestimmte gesellschaftliche Kontexte und Räume? Und welche Gründe führen regional zu Sprachwandel, -wechsel oder -verlust?
In den Projekten der Forschungsgruppe werden 180 Probanden pro Region befragt. Zum einen mit Online-Fragebögen, zum anderen mit Interviews in Kleingruppen.
Dabei ist nicht nur von Interesse, welche Sprachen die Menschen in den Regionen sprechen, sondern auch ihr Hintergrund. Die Befragten werden aus unterschiedlichen sozialen Schichten rekrutiert, wobei ein Fokus auf nicht-elitären Gruppen liegt.
„Wir arbeiten mit dem Konzept der ‚sprachlichen Ökologien‘, das davon ausgeht, dass Sprachen und ihre Nutzung stets von der Umgebung beeinflusst werden, etwa von gesetzlichen Vorgaben, aber auch von individuellen Motivationen wie der Jobsuche“, so Siemund.
In sieben sogenannten Mikroökologien sollen die verschiedenen präsenten Formen des Englischen, ihr Verhältnis zu den anderen gesprochenen Sprachen sowie die Bereicherungen und Konflikte detailliert untersucht werden.
Während der Fokus bisheriger Studien zu den lokalen Ausprägungen des Englischen auf einzelnen Regionen und Nationen lag, ermöglicht die Arbeit der neuen DFG-Forschungsgruppe erstmals einen weitreichenden internationalen Vergleich.
Dafür werden die Daten der Befragung sowie die sozialkulturellen Hintergrundinformationen der Probanden in einem digitalen Korpus zusammengeführt, mit dem umfangreiche statistische Analysen und Modellierungen möglich sein werden.
PM Universität Hamburg