Straelener Übersetzerpreis geht 2025 an Claudia Sinnig, Förderpreis an Andreas Donat

Claudia Sinnig, Andreas Donat
Hauptpreisträgerin Claudia Sinnig und Förderpreisträger Andreas Donat. - Bild: privat, Lucas Poli

Der Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW geht 2025 an Claudia Sinnig (Hauptpreis) und Andreas Donat (Förderpreis). Die Auszeichnung gehört zu den höchstdotierten Preisen für literarische Übersetzungen in Europa.

Sinnig übersetzt aus dem Litauischen

Die Litauisch-Übersetzerin Claudia Sinnig wird für ihre Übertragung des Romans Vilnius Poker ausgezeichnet. Das Opus Magnum des litauischen Autors Ričardas Gavelis (1950 – 2002) ist 2024 bei S. Fischer erschienen.

Der Preis wird unter besonderer Würdigung ihres übersetzerischen Gesamtwerks vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

„Claudia Sinnig findet eine Sprache für jede Szene, jeden Erzählstrang der Geschichte, selbst wenn es ein reinkarnierter Hund ist, dem wir zuhören; sie meistert lässige Dialoge ebenso wie seitenlange Beschreibungen von Jazzkonzerten. Vor allem aber schafft sie einen endlos variablen, treibenden, magnetischen Rhythmus, der die Leser von Vilnius Poker bis zum Schluss nicht loslässt“, so die Jury in ihrer Begründung.

Claudia Sinnig, 1965 geboren, aufgewachsen in Gotha, ist Literaturübersetzerin und -wissenschaftlerin, vor allem auf dem Gebiet der litauischen Kultur. Sie studierte Russisch, Englisch und Litauisch in Leipzig, Belgorod und Vilnius.

Sie hat Werke von Antanas Škėma, Tomas Venclova, Eugenijus Ališanka, Jonas Mekas, Sigitas Parulskis, Vaiva Grainytė und vielen anderen ins Deutsche übertragen.

Für ihre Übersetzungen und ihre Vermittlungsarbeit wurde sie bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Hieronymusring des Deutschen Übersetzerfonds, dessen Trägerin sie von 2023 bis 2025 war.

Vilnius Poker
688 Seiten stark ist der Roman Vilnius Poker des litauischen Autors Ričardas Gavelis. – Bild: S. Fischer

Förderpreis-Träger Donat übersetzt aus dem Schwedischen

Den Förderpreis erhält Andreas Donat für seine Übertragung des Romans Schatten und Wind (Skugga och svalka) aus dem Schwedischen. Das Erstlingswerk des vietnamesisch-stämmigen Autors Quynh Tran, geboren 1989, erschien 2024 im Residenz Verlag. Tran ist in einem Schwedisch-sprachigen Ort in Finnland aufgewachsenen, schreibt in schwedischer Sprache und lebt inzwischen in Schweden (Malmö), wo er als Psychologe arbeitet.

Die Jury stellt besonders die „beeindruckende Musikalität“ der Übersetzung heraus, „seinen Sinn für Pausen und Stille, Phrasierung und Klangfarben“. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.

Andreas Donat, 1983 geboren, studierte Klavier Konzertfach in Wien, Berlin und Oslo, und lebt heute als freier Literaturübersetzer und Pianist in Berlin. Andreas Donat übersetzt aus dem Norwegischen, Schwedischen, Dänischen und Englischen, darunter Autoren wie Hanne Ørstavik, Rakel Haslund-Gjerrild und Quynh Tran.

Schatten und Wind
Schatten und Wind (Skugga och svalka). – Bild: Residenz Verlag

Preisübergabe im Oktober in Düsseldorf

Die Preisverleihung findet mit geladenen Gästen am 27. Oktober 2025 in Düsseldorf am Sitz der Kunststiftung statt. Der traditionelle Ort der Festivitäten, das Europäische Übersetzer-Kollegium (EÜK) in Straelen, steht wegen Renovierungsarbeiten auch in diesem Jahr noch nicht zur Verfügung.

Straelen gemeinsam mit Celan und Merton höchstdotierter deutscher Übersetzerpreis

Der Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW gehört zu den drei höchstdotierten deutschen Auszeichnungen für literarische Übersetzungen, deren Preisgeld sich jeweils auf 25.000 Euro  beläuft. Er wird jährlich in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen vergeben. Die beiden anderen 25.000er sind der „Paul-Celan-Preis für herausragende Übersetzungen ins Deutsche“ sowie der „Wilhelm-Merton-Preis für Europäische Übersetzungen“. Letzterer wird allerdings nur alle drei Jahre vergeben.

Der Jury für das Jahr 2025 gehörten an:

  • Michael Kegler, Übersetzer aus dem Portugiesischen
  • Anne-Dore Krohn, Literaturredakteurin bei rbb Kultur
  • Theresia Prammer, Publizistin und Übersetzerin aus dem Französischen und Italienischen
  • Olga Radetzkaja, Übersetzerin aus dem Russischen
  • Ulrich Sonnenberg, Übersetzer aus dem Dänischen und Norwegischen

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