Themenabend in Saarbrücken: Simultandolmetschen bei Nürnberger Prozessen

Dolmetscher Nürnberger Prozesse
Die offenen Dolmetschkabinen in Nürnberg. Den Dolmetschern ins Deutsche wurden die schlechtesten Plätze zugewiesen (hinten links). - Bild: Memorium Nürnberg

Die Nürnberger Prozesse 1945/46 waren ein Meilenstein in der Geschichte des Völkerrechts wie auch des Dolmetschens und Übersetzens. Über den genauen Ablauf ist jedoch recht wenig bekannt; ebenso wie über die Beteiligten, die vor und hinter den Kulissen dafür sorgten, dass dieser internationale Prozess überhaupt zustande kommen konnte.

Ein Themenabend am 23. Januar 2009 an der Universität des Saarlands behandelt mit zwei Vorträgen und anschließender Publikumsdiskussion dieses Kapitel der nationalen und internationalen Geschichte.

Dabei werden auch zahlreiche Fotos aus dem Gerichtssaal gezeigt, die damals zu Archivzwecken von Ray D’Addario aufgenommen wurden. So erhalten Prozessbeteiligte wie der Hauptankläger Jackson oder die ersten Simultandolmetscher ein Gesicht. Außerdem zeigen die Fotos unter anderem die technische Ausrüstung, die für die Verständigung der Prozessbeteiligten unabdingbar war, sowie die Papierberge, die durch den enormen Übersetzungsaufwand entstanden. Tausende Seiten Beweisdokumente und Protokolle mussten in den vier Arbeitssprachen vorliegen.

Der Themenabend „Der Nürnberger Prozess der Hauptkriegsverbrecher“ wird von zwei Vortragenden gestaltet, die sich intensiv mit diesem und den Nachfolgeprozessen auseinandergesetzt haben:

  • Dr. Theodoros Radísoglou ist Dolmetscher und Übersetzer in Nürnberg und hat für den Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ), eine Wanderausstellung mit den Fotos von Ray D’Addario konzipiert sowie immer wieder in Aufsätzen und Vorträgen über die Nürnberger Dolmetscher und ihre Arbeitsbedingungen berichtet.
  • Prof. Dr. Klaus Kastner ist Jurist und arbeitete lange an Nürnberger Gerichten, unter anderem in dem Gebäude, in dessen Schwurgerichtssaal die Kriegsverbrecherprozesse stattfanden. Nun hat er eine Honorarprofessur an der Universität Erlangen-Nürnberg. Auch er veröffentlichte Aufsätze und Bücher, insbesondere zu völkerrechtlichen Aspekten der Prozesse.

Veranstalter des Themenabends sind die Fachrichtung 4.6 Angewandte Sprachwissenschaft sowie Übersetzen und Dolmetschen und das Europa-Institut der Universität des Saarlandes. Im Anschluss an die Vorträge ist eine ausführliche Diskussion vorgesehen.

Freitag, 23.01.2009, 19 Uhr, Universität des Saarlands, Gebäude A2 2, Konferenzsaal 1.20.

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