Krankenhausdirektoren: „Mangelnde Deutschkenntnisse ausländischer Ärzte Gefahr für Patienten“

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An manchen deutschen Krankenhäusern kommt die Hälfte der Ärzte aus dem Ausland. - Bild: Usman Yousaf / Pixabay

Der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e. V. (VKD) beklagt, dass viele in deutschen Kliniken beschäftigte ausländische Ärzte die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschten. Dies werde zunehmend zu einer Gefahr für die Patienten.

„Der Anteil ausländischer Ärzte auf Assistenzebene ist stark gestiegen“, so Verbandspräsident Dr. Josef Düllings. In manchen Kliniken liege ihr Anteil bereits bei über 50 Prozent.

Die Fachkenntnisse der Mediziner seien meist gut. Aber viele Krankenhäuser würden Ärzte ohne ausreichende Deutschkenntnisse einstellen. Wenn aber die Kommunikation mit dem Patienten gestört sei, erwachse daraus ein „Sicherheitsproblem“.

Für die meisten Krankenhäuser sei die Stellenbesetzung bei dem gegenwärtigen Mangel an Ärzten und Pflegekräften „schwierig“ bis „sehr schwierig“. Der Mangel sei primär „politisch verursacht“. So hätten Bund und Länder vor zehn Jahren die Studienkapazitäten für Medizin um rund zehn Prozent reduziert.

Der Verband fordert deutlich mehr Programme, die eine fachliche, sprachliche und kulturelle Integration von ausländischen Ärzten und Pflegekräften unterstützen. Zu fördern seien vor allem Menschen, die zur Aus- und Weiterbildung nach Deutschland kämen. Für sie solle es großzügigere Regelungen für eine spätere Weiterbeschäftigung in Deutschland geben. Wichtig sei auch eine Harmonisierung der heute noch nach Bundesländern unterschiedlichen Antragsverfahren für ausländische Ärzte und Pflegepersonal.

Der VKD vertritt mit rund 2.600 Mitgliedern das Management fast aller deutschen Krankenhäuser einschließlich der Rehabilitationskliniken und Pflegeeinrichtungen. Er versteht sich als Ansprechpartner insbesondere in Fragen der Krankenhauspraxis und des Klinikmanagements.

Knapp die Hälfte der Krankenhausärzte in Lippstadt kommt aus dem Ausland

Knapp die Hälfte der Krankenhausärzte im westfälischen Lippstadt (67.000 Einwohner) kommt aus dem Ausland. Das meldet der Soester Anzeiger, der nach der Pressemeldung des Verbands der Krankenhausdirektoren vor Ort recherchierte. Herkunftsländer seien Italien, die USA, Jordanien, Jemen, Iran, Kamerun und Lettland.

Bei dem ein oder anderen Arzt komme es schon mal zu Sprachproblemen, so Regina Böddeker, Sprecherin des Dreifaltigkeits-Hospitals. Völlig ohne Deutschkenntnisse sei aber keiner der Mediziner, denn ausländische Ärzte müssten neben ihrer Approbation auch eine Arbeitserlaubnis vorweisen, die nur nach einer Sprachprüfung erteilt werde. Das Haus biete zudem seit zwei Jahren interne dreimonatige Sprachkurse an, in denen unter anderem die Kommunikation mit Ärztekollegen und Patienten sowie das Schreiben von Arztbriefen geübt werde.

Die Zeitung berichtet von einem Fall, in dem ein 30-jähriger Lippstädter über Adduktorenprobleme klagte. Schmerzen in den an der Innenseite der Oberschenkel liegenden Muskeln sind ein typisches Sportlerleiden. Der nicht aus Deutschland stammende Arzt, der sich in der Sprechstunde eines Übersetzungsprogramms am PC bedienen musste, verstand aber wohl etwas falsch. Er wollte den Mann zu einer Darmspiegelung schicken.

Richard Schneider
Quelle: Soester Anzeiger, 2012-11-08; Pressemitteilung VKD, 2012-11-06; Soester Anzeiger, 2012-11-14