Künstlersozialkasse: Zahl der Literaturübersetzer konstant, Einkommenssituation bleibt schlecht

Bücher
Bild: Veronika Andrews / Pixabay

Die Zahl der bei der Künstlersozialkasse (KSK) versicherten Literaturübersetzer ist von 2010 auf 2014 leicht zurückgegangen – von 2.645 auf 2.631, nachdem sie sich in den 15 Jahren zuvor mehr als verdoppelt hatte. Das geht aus der vom Deutschen Kulturrat 2016 veröffentlichten Publikation Frauen in Kultur und Medien – Ein Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge hervor.

Der Rückgang dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die KSK seit dem Jahr 2007 versucht, die Zahl der Anspruchsberechtigten und damit ihre Ausgaben einzudämmen. Die Zahl der insgesamt bei der KSK Versicherten hatte sich seit der Gründung im Jahr 1983 bis dahin mehr als verzehnfacht. Die Kosten drohten aus dem Ruder zu laufen.

Seit die Aufnahmekriterien sehr restriktiv ausgelegt werden, haben Übersetzer nur noch dann eine Chance, sich über die KSK günstig versichern zu können, wenn sie tatsächlich weit überwiegend Bücher, in der Regel belletristische Literatur, übersetzen und dies detailliert nachweisen können.

Darüber hinaus dürfte die Berufsgruppe der Literaturübersetzer allmählich vollständig bei der KSK versichert sein, sodass keine weitere Steigerung der Versichertenzahlen zu erwarten ist. Zum Vergleich: Im Berufsverband der Literaturübersetzer (VdÜ) sind lediglich rund 1.200 Personen organisiert (Stand 2011).

Statistik KSK-Versicherte
Zahl der KSK-versicherten Literaturübersetzer 1995-2014. – Bild: UEPO.de

Einkommensverhältnisse der Literaturübersetzer nach wie vor nicht zufriedenstellend

Die KSK-Statistik gibt auch Auskunft über das Jahresdurchschnittseinkommen der Literaturübersetzer und schlüsselt die Zahlen nach Männern und Frauen auf.

Jahresdurchschnittseinkommen (netto) Literaturübersetzer

  • 2010
    Männer: 15.878 Euro
    Frauen: 13.318 Euro
    Differenz: 2.560 Euro (16 %)
  • 2014
    Männer: 18.496 Euro
    Frauen: 15.687 Euro
    Differenz: 2.809 Euro (15 %)

Selbst innerhalb der ohnehin schon schlecht bezahlten Kulturberufe liegt das Einkommen der Literaturübersetzer noch einmal unter dem Durchschnitt. Ebenfalls unterdurchnittlich verdienen Lektoren, Schriftsteller und Dichter sowie wissenschaftliche Autoren und Kritiker.

Gender Pay Gap mit 15 Prozent gering, aber doch spürbar

Auch bei den freiberuflich tätigen Literaturübersetzern besteht ein Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern (Gender Pay Gap). Allerdings ist dieser mit 15 Prozent so gering wie bei keinem anderen in der „Berufsgruppe Wort“ bei der KSK versicherten Beruf. (Zur Berufsgruppe Wort gehören neben den Übersetzern noch Schriftsteller, Dichter, Autoren für Bühne, Film etc., Lektoren, Journalisten, Redakteure, Bildjournalisten, Kritiker, wissenschaftliche Autoren, Öffentlichkeitsarbeiter/Werber und Pädagogen.)

Dass bei Literaturübersetzern überhaupt geschlechtsspezifische Einkommensunterschiede bestehen, ist erstaunlich. Es handelt sich um eine typische Frauenbranche mit einer weiblichen Dominanz von zwei Dritteln bis drei Vierteln. Die freiberuflich tätigen Übersetzerinnen im Heimbüro haben keine männlichen Kollegen oder Vorgesetzte, die sie benachteiligen könnten. Auch die Ansprechpartner und Auftraggeber bei den Verlagen sind überwiegend Frauen. Trotzdem verdienen sie im Durchschnitt weniger als männliche Literaturübersetzer in derselben beruflichen Situation.

Über die Künstlersozialkasse

Das Funktionsprinzip der Künstlersozialkasse: Die in der KSK Versicherten Freiberufler müssen wie Angestellte nur die Hälfte des Beitrags zur gesetzlichen Sozialversicherung entrichten. Die andere Hälfte tragen zu 60 Prozent die Auftraggeber (bei denen die Künstlersozialabgabe eingetrieben wird) und zu 40 Prozent der Bund, also der Steuerzahler.

Normalerweise müssen Freiberufler ihre Krankenkassenbeiträge in voller Höhe selbst tragen. Ihre monatlichen Kosten sind auch bei geringem Verdienst mit rund 400 Euro stets mindestens doppelt so hoch wie bei Angestellten, bei denen der Arbeitgeber die Hälfte übernimmt.

Richard Schneider

Leipziger Buchmesse 2024