Heute wäre die legendäre Disney-Übersetzerin und Grande Dame der deutschen Comic-Szene 100 Jahre alt geworden. Dr. Erika Fuchs (07.12.1906 – 22.04.2005), in Rostock geboren und in Belgard an der Persante in Hinterpommern aufgewachsen, probte schon in jungen Jahren den Aufstand gegen herkömmliche Normen, als es ihr gegen den Widerstand der hinterpommerschen Schulbehörden gelang, als erstes Mädchen das dortige Knaben-Gymnasiums zu besuchen.
Ihr Studium in Kunstgeschichte und Archäologie absolvierte die begabte junge Frau in Lausanne und London und promovierte schließlich mit einer Arbeit über den Barock-Bildhauer Johann Michael Feichtmeyr in München.
Mit ihrem Mann, dem Fabrikanten und Erfinder Günter Fuchs, der sie zu dem berühmten Satz „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ inspirierte, zog sie nach ihrer Heirat ins Fränkische, das als unerschöpflicher Quell für skurrile Orts- und Straßennamen in den Texten von Dr. Fuchs diente. (In Schwarzenbach an der Saale wurde am 6. Dezember 2006 ein „Dr.-Erika-Fuchs-Luft-Steg“ eingeweiht.)
Ihre Tätigkeit als Übersetzerin brachte sie schließlich 1951 zu den Comics von Walt Disney und zum damals in Stuttgart gerade gegründeten Ehapa Verlag (heute Egmont Ehapa Verlag in Berlin). Sie, die nie zuvor ein Comic-Heft in Händen hatte, war bis in die 80er Jahre Chefredakteurin des Micky-Maus-Magazins.
Dr. Erika Fuchs, die sich gern des Wortschatzes der Dichter und Denker bediente, hat mit ihrem unglaublichen Sprachwitz vor allem das Werk von Carl Barks kongenial ergänzt und ihm eine weitere Dimension hinzugefügt. Kindern ein Gefühl für gute Sprache zu geben – und zwar auf vergnügliche Art und Weise – war ihr ein Anliegen. Korrekte Konjunktive, Genitive und Dative nahmen in Zeiten der Schund- und Schmutz-Kampagnen gegen Comics auch dem böswilligsten Kritikaster den Wind aus den Segeln. Die Idee, unter anderem für Lautmalereien Verben auf den Wortstamm zu reduzieren („seufz“, „grübel“), hat die deutsche Sprache auf das Nachhaltigste bereichert, die Form wird heute „Erikativ“ genannt.
Dr. Erika Fuchs hat noch bis wenige Jahre vor ihrem Tod im April 2005 an der Komplettierung der deutschen Barks-Ausgaben mitgewirkt. Dessen Lebenswerk erscheint derzeit in der Carl Barks Collection, mit über 6.000 Seiten Comics über Entenhausen (www.barks.de).
- 2005-04-25: „Man kann gar nicht gebildet genug sein, um Comics zu übersetzen.“ – Micky-Maus-Übersetzerin Dr. Erika Fuchs gestorben
- 2001-12-06: Übersetzen hält jung – Erika Fuchs wird 95
- 2001-07-27: „Jauchz“, „Klatsch“, „Applaus“: Erika Fuchs erhält Roswitha-Preis
[Text: Marion Egenberger, Leitung PR Egmont Ehapa Verlag. Quelle: Pressemitteilung Egmont Ehapa, 2006-11-27. Bild: Egmont Ehapa.]