Berlin will Zeichen setzen: „Türkisch. Oper kann das!“

FledermausAls erstes Opernhaus im deutschsprachigen Raum spricht die Komische Oper Berlin ab der Spielzeit 2011/12 mit einem auf Nachhaltigkeit angelegten Projekt gezielt Berliner mit türkischem Migrationshintergrund als Publikum für das Musiktheater an. Unter dem Motto »Türkisch. Oper kann das!« startet mit Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds ein umfangreiches Vermittlungsangebot mit Workshops, Veranstaltungen und einem zielgruppenorientierten Marketing.

Der Clou: Ab September 2011 lassen sich in der bundesweit einzigartigen Übersetzungsanlage der Komischen Oper Berlin sämtliche Vorstellungen des Repertoires – nach Deutsch und Englisch – auf Wunsch auch in Türkisch mitverfolgen. Darüber hinaus erweitert die Komische Oper Berlin ihr Angebot für Berlin-Touristen aus dem Ausland und wird auf den individuellen Displays in den Stuhllehnen auch eine Übersetzung ins Französische anbieten.

»Während die Übersetzungen ins Französische und Englische die Bedeutung Berlins für den internationalen Kulturtourismus unterstreichen und dem stetig steigenden Anteil ausländischer Besucher Rechnung tragen, ist die Übersetzung der Libretti ins Türkische in erster Linie ein wichtiges Signal in die Stadt hinein«, so der Intendant der Komischen Oper Berlin, Andreas Homoki. Schließlich lebten mehr als 300.000 Deutsch-Türken in Berlin, das damit weltweit die Stadt mit der größten »türkischen Gemeinde« außerhalb der Türkei sei. »Ihrer offenkundigen Bedeutung für das städtische Gemeinwesen zum Trotz und von wenigen Einzelinitiativen abgesehen, werden die Deutsch-Türken von den großen kulturellen Institutionen der Stadt bislang aber noch nicht spezifisch angesprochen«, so Homoki weiter. Hier wolle die Komische Oper Berlin in ihrem traditionellen Selbstverständnis als »Opernhaus für alle« ansetzen. »Es geht uns einerseits um eine offensive Einladung, das zeitgemäße Musiktheater unabhängig von sprachlichen oder kulturellen Barrieren zu entdecken. Andererseits verstehen wir die Komische Oper Berlin als lernende Institution, die sich gemeinsam mit ihrem Publikum ständig weiterentwickeln und neuen Herausforderungen stellen muss und will.«

Land des LächelnsDaher sei das zentrale Element des Projekts »Türkisch. Oper kann das!« der Dialog. »Wir wollen Hemmschwellen senken, weil wir den Austausch suchen«, so Homoki, unter dessen Intendanz sich die Komische Oper Berlin seit 2004/05 bereits erfolgreich mit einem umfangreichen Angebot an Kinderopern, Konzerten für Kindern und inzwischen rund 300 Opernworkshops pro Jahr für eine junge Zielgruppe geöffnet hat: Rund 40.000 Kinder und Jugendliche besuchen inzwischen Jahr für Jahr Vorstellungen und Veranstaltungen der Komischen Oper Berlin. Und es waren auch die Angebote der Reihe Komische Oper ´Jung, innerhalb derer sich der Bedarf für das Projekt »Türkisch. Oper kann das!« herauskristallisiert hat: »Wir begeistern jedes Jahr viele deutsch-türkische Kinder und Jugendliche«, so Homoki. »und da haben wir uns natürlich gefragt: Wie binden wir diese langfristig als Opernpublikum – und wie erreichen wir darüber hinaus auch ihre Familien?«

Um sich mit den Deutsch-Türken zu vernetzen und die Vermittlungsangebote zu konzipieren, sucht die Komische Oper Berlin eine deutsch-türkische Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter. Derzeit laufen Gespräche mit weiteren potenziellen Partnern und Sponsoren, um die langfristige Finanzierung des Projektes über die Förderung des Hauptstadtkulturfonds hinaus abzusichern.

Schließlich betont auch der designierte Intendant der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, den nachhaltigen Charakter der Initiative: »Wir werden darauf aufbauen und das Projekt Zug um Zug erweitern«, so Kosky. Unter anderem ist die Uraufführung einer deutsch-türkischen Oper in der ersten Spielzeit 2012/13 seiner Intendanz geplant.

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[Text: André Kraft. Quelle: Pressemitteilung Komische Oper Berlin, 2011-03-21. Bild: Komische Oper Berlin, Fledermaus (oben), Land des Lächelns (unten).]