Calwer Hermann-Hesse-Übersetzerpreis an Susan Bernofsky
Die US-amerikanische Übersetzerin Susan Bernofsky (Bild rechts) wurde am 2. Juli 2012 mit dem Calwer Hermann-Hesse-Übersetzerpreis in Höhe von 15.000 Euro ausgezeichnet. Dieser wird alle zwei Jahre traditionell an Hesses Geburtstag vom Südwestrundfunk und von der Sparkasse Pforzheim Calw verliehen jeweils im Wechsel an eine deutschsprachige Literaturzeitschrift und an einen Übersetzer der Werke Hesses.
Damit wird die 45-jährige US-Amerikanerin für ihr Gesamtwerk und ihre Übersetzung der Hesse-Novelle Siddhartha in die englische Sprache geehrt. Bernofsky gelinge es, den Stand der Sprache zur Entstehungszeit der Originale nachvollziehbar zu machen, begründete die Jury ihre Wahl. Laudator Denis Scheck verband die Worte [f]lexible Kunstfertigkeit, samtpfotige Anpassungsfähigkeit, [ ] vor Energie vibrierende Übersetzung mit Susan Bernofsky. In ihrer preisgekrönten Neuübersetzung von Siddhartha nutze Bernofsky bei der Übertragung von Hesses kurzen, wohlkalkulierten Sätzen, kristallklar und schlicht [ ] ihren Platzvorteil, nämlich die Silbenknappheit des Englischen. Jedes Wort sitze, keine Silbe zuviel, kein rhythmischer Atemzug, das ist Hesse im asketischen Samana-Modus.
Der Stiftungs-Vorsitzende Dr. Andreas Narr sagte, die übersetzerische Leistung [sei] mindestens genauso wichtig [ ] wie die schriftstellerische selbst. Calws Oberbürgermeister Ralf Eggert betonte in seinem Grußwort die Bedeutung literarischer Übersetzungen als pures Gegenteil des schrecklichen bis erheiternden Kauderwelsch, das im Internet vorzufinden sei.
1998 promovierte Susan Bernofsky in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Universität Princeton mit ihrer Dissertation Writing the Foreign: Studies in German Romantic Translation. Ihren Master in Fiction Writing (Belletristik) erhielt sie an der Washington University in St. Louis. Außerdem studierte sie an der Universität Zürich, der Universität Münster und an der Johns Hopkins University. Nach Lehraufträgen an verschiedenen Universitäten in Amerika arbeitet sie derzeit als Gastprofessorin am Queens College in New York für kreatives Schreiben und Übersetzen schöner Literatur. Außerdem veröffentlicht sie eigenes Forschungsmaterial und ist als Literaturübersetzerin tätig.
Paul-Celan-Preis für Dorothea Trottenberg
Der vom Deutschen Literaturfonds alljährlich vergebene, mit 15.000 Euro dotierte Paul-Celan-Preis für eine herausragende Übersetzung ins Deutsche geht in diesem Jahr an die Slawistin und Übersetzerin Dorothea Trottenberg (Bild rechts). Die im Jahre 1957 in Dortmund geborene Trottenberg erhält die Auszeichnung für ihr Gesamtwerk, das aus zahlreichen Übertragungen aus dem Russischen besteht. Übersetzt hat Dorothea Trottenberg unter anderem Werke von Lew Tolstoj, Iwan Bunin, Wladimir Sorokin und Boris Akunin.
Die Jury beeindrucke ihr Können und ihr Geschick, für ganz verschiedene Tonlagen von der Hochsprache bis hin zu einer vulgären Diktion eine überzeugende deutsche Entsprechung zu finden. Insbesondere in ihrer Übersetzung von Gelassimows Durst über einen ehemaligen Tschetschenien-Kämpfer werde die Fülle der sprachlichen Register deutlich.
Die Jury setzt sich aus Dagmar Ploetz, Ilma Rakusa, Peter Urban-Halle, Norbert Wehr und Gunther Nickel zusammen. Die Preisverleihung erfolgt am 11. Oktober 2012 während der Frankfurter Buchmesse.
Dorothea Trottenberg absolvierte eine Ausbildung zur Diplombibliothekarin und studierte anschließend Slavistik in Köln und Leningrad. Momentan arbeitet sie als Fachreferentin für Slavistik und Osteuropa-Studien an der Universitätsbibliothek in Basel und als freiberufliche Übersetzerin klassischer und zeitgenössischer russischer Literatur.
[Text: Jessica Antosik. Quelle: hermann-hesse.de; goethe.de; deutscher-literaturfonds.de. Bild: Susan Bernofsky; uni-tuebingen.de.]