BAGSV als Arbeitsgemeinschaft der Selbstständigenverbände gegründet

BAGSV-Gründung
Zur Gründungsversammlung der BAGSV trafen sich 25 Vertreter von 20 Organisationen in Berlin (Bild: Jan-Peter Wahlmann / BAGSV).

Zwanzig Vereinigungen und Initiativen von Selbstständigen, darunter auch der BDÜ, bündeln ab sofort in der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände (BAGSV) ihre Kräfte. Die BAGSV will für die Politik eine zentrale Anlaufstelle für Fragen sein, die Soloselbstständige und kleine Unternehmen betreffen. Die Mitgliedsverbände repräsentieren gemeinsam rund 100.000 Selbstständige.

BDÜ-Präsident André Lindemann erklärt auf Nachfrage von uepo.de: „Unverändert ist der BDÜ eigenständig in der verbandspolitischen Arbeit unterwegs; Schwerpunktthema im Wahljahr ist die Sozialversicherung für Selbstständige – neben der Altersvorsorge(-pflicht?) steht auch die gesetzliche Krankenversicherung (Mindestbeiträge!) im Mittelpunkt der Diskussionen. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden – u.a. mit dem VGSD e.V. gewinnen wir aber an Schlagkraft und Glaubwürdigkeit.“

Gründungsversammlung in Berlin

Die BAGSV-Gründungsversammlung fand am 13.02.2017 in Berlin im Haus der Kulturverbände gegenüber dem Bundesarbeitsministerium in der Berliner Mohrenstraße statt. Die Mehrheit der BAGSV-Mitglieder sind Branchen- und Berufsverbände, die sich durch einen hohen Anteil an selbstständigen Mitgliedern auszeichnen.

Victoria Ringleb und Dr. Andreas Lutz zu Koordinatoren gewählt

Victoria Ringleb von der Allianz Deutscher Designer (AGD) und Dr. Andreas Lutz vom Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) wurden zu Koordinatoren der Arbeitsgemeinschaft gewählt.

„Wir hören von Bundespolitikern und aus den Ministerien immer wieder, dass man zentrale Ansprechpartner wünscht, wenn es um die Belange von Selbstständigen geht“, erklärt Dr. Andreas Lutz. „Die BAGSV möchte diese Ansprechpartner zur Verfügung stellen und die Anliegen von Selbstständigen mit Nachdruck vertreten.“

Der Initiator Dr. Lutz führt aus:

Eingeladen hatten wir alle Verbände, die uns in den letzten Jahren als besonders aktiv aufgefallen waren – bei Treffen im Reichstag, beim BMAS in Workshops und zuletzt beim „Themenlabor“ und „Kamingespräch“ mit Ministerin Nahles. Es geht nicht darum, Kreativität und Engagment der einzelnen Verbände durch aufwändige Abstimmung zu bremsen, sondern die einzelnen Initiativen bekannt zu machen, gegenseitig zu unterstützten und zu verstärken.

Es geht darum, Ansprechpartner für die Politik bereit stellen zu können mit dem mittelfristigen Ziel, dass wir eingebunden werden und nicht wie bisher nur die Sozialpartner (Gewerkschaften und Arbeitgeber) mit am Tisch sitzen, wenn es um unsere Anliegen geht.

Anfragen von Medien, nach Speakern, für Gremien usw. wollen wir besser bedienen, indem wir uns gegenseitig empfehlen und so passende Gesprächspartner in der jeweiligen Region oder zum jeweiligen Thema zur Verfügung stellen. Schon jetzt erhält der VGSD zum Beispiel mehr Einladungen, als wir mit unseren aktiven Mitgliedern bewältigen können.

Wir haben keinen Verein oder eine ähnliche formale Organisation gegründet und erheben auch keinen Mitgliedsbeitrag. Wir wollen – gerade im Wahljahr – dass die Energie der  Mitgliedsverbände sich auf politisch wirksame Initiativen konzentriert und nicht abgelenkt wird, die BAGSV soll ihnen auch den Mitgliedsverbänden auch keine Konkurrenz machen. Vielmehr geht es um eine bessere Abstimmung und Zusammenarbeit untereinander.

Themen:  Altersvorsorge, Rentenversicherung, zu hohe Mindestbeiträge für Krankenversicherung

Bei der Gründungsversammlung wurden die Themen identifiziert, die die BAGSV aufgreifen soll. „An erster Stelle steht die aktuelle Rechtsunsicherheit für Selbstständige und ihre Auftraggeber“, so Victoria Ringleb. „Die Diskussion um eine Altersvorsorge- bzw. Rentenversicherungspflicht ist ein weiteres zentrales Thema und in engem Zusammenhang damit die hohen Krankenversicherungsmindestbeiträge für Selbstständige.“

Die BAGSV will der Öffentlichkeit ein realistisches und differenziertes Bild von der Situation der Selbstständigen vermitteln, denn Vorurteile führten zu falschen politischen Entscheidungen. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung von (Solo-)Selbstständigen werde derzeit unterschätzt. Schließlich gibt es in Deutschland nach jüngsten Erhebungen rund 4 Millionen Selbstständige, von denen mehr als 2,3 Millionen als Solo-Unternehmer tätig sind.

Daniel Plogmann
BDÜ-Vertreter Daniel Plogmann (rechts) von Dr. Koch Consulting im Gespräch mit einem Mitglied des Berufsverbands unabhängiger Handwerker (Bild: Jan-Peter Wahlmann / BAGSV).

BDÜ lässt sich auf Treffen von Lobbyorganisation vertreten

Für den BDÜ nahm Daniel Plogmann von Dr. Koch Consulting an dem Treffen teil, weil BDÜ-Vizepräsident Ralf Lemster kurzfristig verhindert war. Dieser stand jedoch nach Angaben des BDÜ in ständigem Kontakt mit Plogmann.

Die „Unternehmensberatung für Public Affairs, Lobbying und politische Kommunikation“, Unternehmensmotto „Ihr Ohr und Ihre Stimme in Berlin und Brüssel“, berät offenbar schon seit Jahren den größten deutschen Übersetzerverband.

„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Interessen unserer Kunden zu vertreten: gegenüber Politik und Behörden in Deutschland sowie in Europa, gegenüber den Medien und der Öffentlichkeit“, heißt es auf der Website der in Raesfeld (Nordrhein-Westfalen) ansässigen und in Berlin und Brüssel vertretenen Beratungsfirma. Ein Fotoalbum zeigt den offenbar gut vernetzten Dr. Hubert Koch mit allen bekannten Strippenziehern jeglicher politischer Couleur von Altmeyer bis Steinmeier.

Richard Schneider

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