Am 9. August 2017 erscheint eine neue, nämlich die 27. Auflage des Dudens.
Nach der 26. Auflage von 2013 ist dies die zweite Auflage nach der 2009 erfolgten Übernahme des vorher zu Langenscheidt gehörenden Wörterbuchs durch den Schulbuchverlag Cornelsen.
Und es ist die erste Duden-Ausgabe der 2013 in Berlin neu aufgebauten Redaktion. Nur 9 der ehemals 195 Mannheimer Duden-Mitarbeiter wurden damals übernommen.
„Aktueller, sicherer, moderner, mehr Extras“
Im Prospekt mit den für Herbst 2017 geplanten Neuerscheinungen der Marke Duden wird das Werk wie folgt angepriesen:
- Mehr Aktualität: Mit 5 000 neuen Wörtern aus dem deutschen Sprachgebrauch und insgesamt 145 000 Stichwörtern ist der neue Duden der umfangreichste und aktuellste, den es je gab.
- Mehr Sicherheit: Die 27. Auflage des Standardwerks dokumentiert den aktuellen Stand der deutschen Rechtschreibung und präsentiert auf 140 Seiten alle Rechtschreibregeln und Korrekturzeichen.
- Mehr Modernität: Der neue Duden erscheint in einem völlig neuen Design und hat eine dementsprechend große Signalwirkung am Point of Sale.
- Mehr Extras: Unterrichtsmaterial für Lehrer als kostenloser Download auf www.duden.de (ab 9. August 2017).
Groß angelegte Werbekampagne in Zeitungen, Funk, Sozialen Medien und öffentlichem Raum
In einer „multimedialen Kampagne“ soll ganz Deutschland auf „die Wortvielfalt und Aktualität“ des neuen Dudens aufmerksam gemacht werden.
Unter dem Motto „Das Wort der Stunde“ möchte der Verlag in den Sozialen Medien stündlich auf die Neuauflage hinweisen und „in der Presse einen Hype auslösen“. Dazu ist eine Kooperation mit der BILD-Zeitung geplant. Auch in U-Bahn-Stationen und auf anderen elektronischen Werbetafeln im öffentlichen Raum soll mit Bewegtbildern für die 27. Auflage geworben werden.
Mitglieder der Dudenredaktion werden sich den großen Radiosendern für Interviews zur Verfügung stellen.
Grafik-Designer jubeln: „Endlich! Nach 17 Jahren ein frisches Erscheinungsbild“
Die Neuauflage wird sich in einem grundlegend überarbeiteten Layout präsentieren. Dazu wurden sowohl das Duden-Logo als auch der Umschlag und die Innenseiten neu gestaltet.
Die Grafik-Designer-Zeitschrift PAGE begrüßt die neue Gestaltung des Bandes und überschlägt sich geradezu in Lobeshymnen für den „spielerischen Markenrelaunch“. Unter der Überschrift „Endlich! Nach 17 Jahren bekommt der Duden ein frisches Erscheinungsbild“ wird das neue Layout als „sehr viel leichter, freundlicher und zeitgemäßer“ als vorher gepriesen.
Das Fachblatt für grafische Gestaltung schreibt:
Der gute alte Duden in neuem Look! Sage und schreibe siebzehn Jahre ist es her, dass er seine letzte gestalterische Überarbeitung erhielt. Jetzt ist endlich Zeit für Neues, und der Duden möchte sich aktuellen Anforderungen stellen: Dafür erhält er ein neues Erscheinungsbild. Tom Leifer Design aus Hamburg nahm sich dieses anspruchsvollen Projekts an und verhalf dem Dudenverlag zu einem gewaltigen Schritt.
Mit bunteren und kräftigeren Farben, gestürztem und zentriertem Schriftzug sowie weniger Schwarzraum im Logo beweist der Duden dank der Kreativen von Tom Leifer Design endlich Mut und zeigt sich spielerisch.
Doch in den Kommentaren unter dem auf der PAGE-Website veröffentlichten Artikel regt sich auch Kritik. Dipl.-Designer Thomas Bender, der mit seiner Agentur Bender+Büwendt vor 17 Jahren für die letzte vorsichtige Überarbeitung des Erscheinungsbildes verantwortlich war, gibt zu bedenken:
Unsere Gestaltung war einfach. Manchen mag diese kompromisslose Einfachheit als langweilig oder streng erscheinen. Von mir aus. Die Nutzer erwarteten von Duden Einfachheit und absolute Zuverlässigkeit. Das sind Ingredienzen, die das Ansehen und die Bedeutung der Marke ausmachen.
Seit wann sind Attribute wie leicht, locker, frisch und spielerisch Kriterien, sich für Duden-Produkte und -Services zu entscheiden?
Cornelsen fiel 2009 wie eine Heuschrecke über Bibliographisches Institut und Duden her
Die aktuelle Entwicklung des Dudens wird auch deshalb so interessiert und mit Spannung verfolgt, weil Cornelsen sich 2009 nach der Übernahme des Bibliographischen Instituts (BI), das seit 1880 den Duden herausgibt, wie eine „Heuschrecke“ aufführte.
Der neue Eigentümer verkaufte die Kinder- und Jugendbuchverlage des BI und verlegte den seit 60 Jahren in Mannheim bestehenden Sitz 2013 nach Berlin. Die alte Mannheimer Duden-Redaktion wurde zerschlagen und in der Hauptstadt in kleinerem Rahmen neu aufgebaut.
Von ehemals 195 Duden-Mitarbeitern sind lediglich 9 dem Angebot gefolgt, an die Spree zu wechseln. Die anderen wurden entlassen und das Duden-Verlagsarchiv an die Uni Mannheim verschenkt.
Ungefähr 90 Kündigungsschutzklagen waren vorm Arbeitsgericht Mannheim anhängig, rund 70 endeten mit einem Vergleich. Zum Teil wurden sechsstellige Beträge als Abfindungen gezahlt.
Michael Bauer, der ehemalige Betriebsratsvorsitzende des Bibliographischen Instituts, hat damals gegenüber der Presse erklärt: „Da ist ein Traditionsunternehmen zerbröselt. Das alles bleibt – auch in der Rückschau – brutal.“
Die Sparmaßnahmen gelten auch für die redaktionelle Bearbeitung des Wörterbuchs: Wurde die 24. Duden-Auflage im Jahr 2006 unter Langenscheidt-Regie noch von dreizehn Redakteuren betreut, schrumpfte ihre Zahl bei der ersten von Cornelsen zu verantwortenden 26. Auflage auf fünf.
Mehr zum Thema auf uepo.de
- 2013-08-25: Jetzt also doch: Cornelsen will Duden-Sprachtechnologie abwickeln
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[Text: Richard Schneider. Quelle: Duden; PAGE, 2017-06-16. Bild: Duden.]