Schleswig-Holstein führt landesweit Videodolmetschdienst der SAVD GmbH in Gefängnissen ein

JVA Flensburg
Auch im nördlichsten Gefängnis Deutschlands in Flensburg werden die Bediensteten schon bald auf Ferndolmetscher zurückgreifen können.

Der Anteil der ausländischen Gefangenen in den schleswig-holsteinischen Justizvollzugsanstalten (JVAs) hat sich in den vergangen Jahren von etwa 22 auf 29 Prozent erhöht. Damit einhergehend ist auch die Anzahl der Sprachen gestiegen.

Bei Verständigungsschwierigkeiten werden derzeit Dolmetscher hinzugezogen. Das Hinzuziehen eines Dolmetschers ist jedoch aufwendig und erst mit einem Zeitverzug möglich. Gerade beim Erstkontakt bei der Aufnahme in eine JVA ist dies problematisch.

Dr. Sabine Sütterlin-Waack
Dr. Sabine Sütterlin-Waack

Nach Auswertung der positiven Erfahrungen in Hamburg und Baden-Württemberg soll deshalb künftig auch im Norden Deutschlands das Internet- und Bildschirm-gestützte Dolmetschen per Live-Übertragung über einen Dienstrechner oder ein Tablet genutzt werden. Das hat die Justizministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU) beschlossen. Auf eine Test- oder Pilotphase wird verzichtet.

Der österreichische Anbieter SAVD Videodolmetschen GmbH stellt für das Ferndolmetschen Sprachmittler für über 60 Sprachen zur Verfügung, die in der Regel innerhalb weniger Minuten zugeschaltet werden können.

In der Einführungsphase sollen in den Anstalten zunächst die Aufnahmebereiche sowie die medizinischen Abteilungen mit einem Zugang für das Videodolmetschen ausgestattet werden. Anschließend soll das System ausgebaut werden, um auch in anderen Anstaltsbereichen auf Videodolmetschen zurückgreifen zu können.

Mit der Einführung des Videodolmetschens soll die Betreuung und Behandlung der ausländischen Gefangenen verbessert werden. Die bessere Verständigung diene zudem der Sicherheit der Bediensteten und erleichtere die Arbeitsbedingungen.

Die für das Videodolmetschen notwendigen technischen Voraussetzungen liegen laut Justizministerium in den Justizvollzugsanstalten des Landes in Kiel, Lübeck, Neumünster, Flensburg und Itzehoe sowie in der Jugendanstalt Schleswig und der Jugendarrestanstalt Moltsfelde bereits vor.

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[Text: Oliver Breuer, ergänzt von Richard Schneider. Quelle: Pressemitteilung Ministerium für Justiz Schleswig-Holstein, 2017-09-04. Bild: Soenke Rahn (CC BY 3.0), Frank Peter für Justizministerium Schleswig-Holstein.]

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