
Wir neigen zu der Annahme, dass alle Sprachen Ideen und Objekte auf ähnliche Weise kategorisieren und damit unsere gemeinsamen menschlichen Erfahrungen widerspiegeln. Aber das ist nicht der Fall.
Bei genauerer Betrachtung stellen wir fest, dass viele Grundbegriffe nicht universell sind und dass Sprecher verschiedener Sprachen die Welt unterschiedlich sehen und in Gedanken fassen.
Der Kognitionswissenschaftler Caleb Everett untersucht die Beziehung zwischen der Sprache und unserer Wahrnehmung grundlegender Erfahrungen wie Zeit, Raum, Farbe und Gerüche. Er nimmt die Leser mit auf eine Reise um die Welt und erklärt, was die sprachliche Vielfalt über die menschliche Kultur verrät. Dabei stellt er gängige Vorstellungen auf den Kopf.
Obwohl man beispielsweise annehmen könnte, dass alle Sprachgemeinschaften die Zeit in räumlichen Begriffen beschreibt – im Englischen spricht man beispielsweise davon, dass die Zeit „an uns vorbeizieht“ –, tun dies Sprecher der amazonischen Sprache Tupi Kawahib niemals. Tatsächlich gibt es in Tupi Kawahib überhaupt kein Wort für den Begriff der Zeit.
Seit Langem ist bekannt, dass Sprachen Farben anhand derjenigen Farbtöne kategorisieren, denen ihre Sprecher regelmäßig begegnen. Und es gibt Hinweise darauf, dass die uns zur Verfügung stehenden Farbwörter beeinflussen, wie wir die Farben unterscheiden. Eine Rose erscheint unter einem anderen Namen möglicherweise nicht mehr so rosig.
Darüber hinaus bestimmen die uns zur Verfügung stehenden Begriffe sogar die Bandbreite der Gerüche, die wir auseinanderhalten können. Europäische Sprachen haben in der Regel nur wenige abstrakte Geruchsbegriffe wie „blumig“ oder „stinkend“, während indigene Sprachen oft weit über ein Dutzend davon haben.
Warum sprechen manche Kulturen anthropozentrisch von Dingen, die sich „links“ oder „rechts“ befinden, während andere in derselben Situation geozentrische Begriffe wie „Osten“ und „Westen“ verwenden? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem, was wir essen, und den Lauten, die wir von uns geben?
In seinem Buch beantwortet Everett diese und weitere Fragen und liefert tief greifende Einblicke in die Grundlagen der menschlichen Kommunikation.
Originalausgabe mehrfach ausgezeichnet
Die amerikanische Originalausgabe A Myriad of Tongues wurde von der Association of American Publishers mit dem PROSE-Preis ausgezeichnet und vom New Statesman zu einem der besten akademischen Bücher des Jahres 2023 gewählt. Everetts Forschungsergebnisse wurden in zahlreichen Fachzeitschriften veröffentlicht, darunter PNAS, Philosophical Transactions of the Royal Society, Language sowie Cognitive Neuropsychology.

Über den Autor
Als Kognitionswissenschaftler beschäftigt sich Caleb Everett in seiner Forschung mit den Überschneidungen von Sprache, Denken und Verhalten. Er hat größtenteils in Amazonien geforscht, wo er auch aufgewachsen ist.
Auf seiner Website schreibt Everett über sich:
I am Dean of the College of Arts & Sciences at the University of Delaware. […] I’m a Professor of Anthropology as well as Linguistics and Cognitive Science. My research explores cognitive, cultural and linguistic diversity. It relies on varied methods, from field work in Amazonia, to computational analyses of data from many distinct populations, to experimental tests of the aerosol particles people produce while speaking. This work, much of it involving collaborations with other scholars and awesome students, has appeared in three books and varied journals.
I previously served as a Senior Associate Dean in the College of Arts & Sciences at the University of Miami and as Professor of Anthropology and Psychology at UM. I’m a member of the inaugural class of Andrew Carnegie Fellows.
Pressestimmen
- „Everett zeigt anhand faszinierender Beispiele, wie Sprache unser Denken prägt.“ – Perlentaucher
- „Insofern ist dieses Buch ein Art Schatzkiste des Bewahrens und ein Weckruf zugleich.“ – Deutschlandfunk Kultur
- „Auf einer spannenden Reise rund um den Globus erklärt der Kognitionswissenschaftler Caleb Everett, was uns die sprachliche Vielfalt über die menschliche Kultur verrät und wie sie unser Verständnis vom Menschsein bereichert.“ – DNEWS24
- „In diesem Sachbuch veranschaulicht der US-amerikanische Kognitionswissenschaftler Caleb Everett in leicht verständlicher Sprache und auf lebendige Art und Weise, wie sprachliche Vielfalt unser Menschsein prägt.“ – SWM
- „Dass die Art und Weise, wie wir denken, wie wir unsere Umwelt interpretieren und wie sie auf uns einwirkt, Folgen für unseren Sprachgebrauch hat, zeigt Everett eindrucksvoll an vielen, mitunter komplexen Beispielen aus der Sprachwissenschaft.“ – Buchkultur
Bibliografische Angaben
- Caleb Everett (2025): 1000 Sprachen – 1000 Welten: Wie sprachliche Vielfalt unser Menschsein prägt. Neu-Isenburg: Westend Verlag. Übersetzt von Nikolaus de Palézieux. 320 Seiten, 26,00 Euro, E-Book 19,99 Euro. ISBN-13: 978-3864894817.
Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel A Myriad of Tongues: How Languages Reveal Differences in How We Think bei der Harvard University Press.
Weiterführender Link
red