
Mehr als 50 Interessierte waren am 30. März 2025 nach Köln gekommen, wo die an der Universität zu Köln angesiedelte Gesellschaft für bedrohte Sprachen (GBS) der Öffentlichkeit den Atlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen vorstellte.
Die Initiative für das Projekt ging vom Journalisten Arnfrid Schenk aus, der in Hamburg im Ressort Wissen der Zeit arbeitet. Auf der Suche nach Experten für das Thema sprach er die GBS an, die wiederum den Kontakt zu Dr. Stefan Schnell herstellte. Schnell forscht am Institut für interdisziplinäre Sprachevolutionswissenschaft der Universität Zürich.
Nach einer fundierten Einführung ins Thema und der Vorstellung des Buchprojekts durch Dr. Katharina Haude von der GBS präsentierten Schenk und Schnell ihr soeben im DuMont-Verlag erschienenes Gemeinschaftswerk.

Das Sprachensterben sei, so die Autoren, erst Anfang der 1990er Jahre als Problem erkannt worden. Im Verlauf der Menschheitsgeschichte seien Hunderttausende von Sprachen entstanden und wieder verschwunden. Der derzeitige Bestand an lebenden Sprachen belaufe sich auf mehr als 7.000, von denen mehr als die Hälfte bedroht seien. Über eine Schrift verfügen nur wenige Hundert Sprachen.
An ausgewählten Einzelsprachen wurde aufgezeigt, wie unterschiedlich Sprachen aufgebaut sind. So verfügt East Taa über 33 verschiedene Wörter für Gerüche und Bora lässt sich auch mit zwei Trommeln übermitteln.
Was geht verloren, wenn Sprachen für immer verstummen? Sprachliche Strukturen, Perspektiven auf die Welt und auch Wissen, zum Beispiel das über Heilpflanzen.

Dargestellt wurde auch, welche Faktoren zu einem schleichenden Aussterben führen können.
Wobei es allerdings auch Sprachen gibt, bei denen sich die Entwicklung wieder zum Positiven gewendet hat. Ein Beispiel dafür sind das Bretonische und Färöisch, die als gefährdet galten, heute aber wieder steigende Sprecherzahlen vorweisen können.

Im Anschluss an den Vortrag wurde mit Sekt der erfolgreiche Abschluss des Buchprojekts gefeiert.
Wer wollte, konnte im Foyer das Gespräch mit den Autoren und der Gesellschaft für bedrohte Sprachen suchen und das großformatige, 224 Seiten starke Buch für 34,00 Euro erwerben.
Ein gelungener Abend, der gleichermaßen lehrreich wie kurzweilig war.


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Richard Schneider