
Der vom Deutschen Literaturfonds alljährlich vergebene „Paul-Celan-Preis für herausragende Übersetzungen ins Deutsche“ geht in diesem Jahr an Bernhard Strobel.
Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert und zählt damit zum Dreigestirn der höchstdotierten deutschen Übersetzerpreise. (Der Straelener Übersetzerpreis und der alle drei Jahre vergebene Wilhelm-Merton-Preis für Europäische Übersetzungen weisen dieselbe Dotierung auf.)
Aus der Begründung der Jury:
Der Paul-Celan-Preis 2025 geht an Bernhard Strobel. Mit seinen Übersetzungen aus dem Norwegischen macht er dem deutschsprachigen Publikum seit vielen Jahren so bedeutende Schriftsteller wie Bjarte Breiteig, Jan Kjærstad und Arve Moen zugänglich. Seine Sprachkunst beweist sich an verdichteten Miniaturen ebenso wie an weitläufiger, metaphernreicher oder ins Essayhafte mäandernder Prosa.
Insbesondere würdigt die Jury Bernhard Strobels Übersetzung des 1988 im Original erschienenen Fragmentariums Grabbeigaben (Gravgaver) von Tor Ulven:
Seit 2012 übersetzt Strobel das Œuvre dieses herausragenden Schriftstellers, dessen ungemein dichte Prosa auch in Grabbeigaben lyrisch geprägt ist. Das Buch besitzt keinen Handlungsfaden, jedoch hochintensive Erzählstränge, die durch feine Motivnetze zusammengehalten werden. Mit hypnotisch präzisen Beschreibungen erzeugt Ulven ein Höchstmaß an Gegenwärtigkeit und Präsenz, überwindet jedoch nicht Verfall und Vergänglichkeit. Das Scheitern schon der Erinnerung an Situationen, an Orte, an Menschen durchzieht Ulvens Texte und hinterlässt in ihnen Melancholie.
Dass diese Stimmung auch im deutschen Text vorzüglich bewahrt bleibt, dass eine fast paradoxale Sinnlichkeit aufleuchtet, ist das große Verdienst der Übersetzung Strobels. Seine kühnen Wortfindungen, sein aufblitzender burlesker Humor, seine Fähigkeit, auch das Geflecht hypotaktischer Sätze geschmeidig zu halten, machen die deutsche Version von Grabbeigaben zu einem Lesegenuss.
Bernhard Strobels Gespür für die Verästelungen des Textes, für die insistierende Unruhe des Autors, stets den genauesten Ausdruck zu finden, ist allgegenwärtig. Seine Übersetzungskunst hat dem Fragmentarium auch in deutscher Sprache große atmosphärische Dichte, Prägnanz und Musikalität geschenkt.
Der Österreicher Bernhard Strobel wurde 1982 in Wien geboren und studierte an der dortigen Universität Germanistik und Skandinavistik. Zurzeit lebt und arbeitet er in Neusiedl am See im Burgenland.
Der Jury bestand in diesem Jahr aus Svenja Becker, Uwe Englert, Stephan Kleiner, Patricia Klobusiczky und Christiane Körner.
Die Preisübergabe ist für den 26. November 2025 im Literarischen Colloquium Berlin geplant.
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PM DLF