Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis 2025 geht an Helene Seidler und Ido Abravaya, 2022 an Gundula Schiffer

Helene Seidler, Gundula Schiffer, Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis
Helene Seidler, Gundula Schiffer. - Bild: privat, Rebecca Peetz

Der Staatsminister für Kultur und Medien, Dr. Wolfram Weimer, hat neue Gewinner des Deutsch-Hebräischen Übersetzerpreises bekanntgegeben. Für das Jahr 2025 sind es Helene Seidler und Ido Abravaya, rückwirkend für das Jahr 2022 geht die Auszeichnung an Gundula Schiffer. Alle erhalten jeweils 10.000 Euro.

„Feines Gespür für abgründige Ironie“

Die in Jerusalem lebende Literaturübersetzerin Helene Seidler wird für ihre deutsche Übersetzung des Romans Unter Freunden stirbt man nicht der israelischen Schriftstellerin Noa Yedlin (Kein & Aber Verlag, Zürich, 2023) geehrt. Das Werk ist eine feinsinnige, turbulente Gesellschaftssatire um den Tod eines potenziellen Nobelpreisträgers.

Aus der Begründung der Jury:

Helene Seidler ist es gelungen, das fragile Beziehungsgeflecht der verschiedenen Stimmen des Romans mit feinem Gespür für die oft abgründige Ironie ins Deutsche zu übertragen und das Kippen vom Harmlosen ins Unheimliche und Monströse stilsicher wiederzugeben. Sie vermag es, Alltagssprache in Literatur zu verwandeln und dabei den Assoziations- und Beziehungsreichtum des Hebräischen zu erhalten.

Helene Seidler trägt seit über 25 Jahren dazu bei, dass die moderne hebräische Literatur der deutschsprachigen Leserschaft in ihrer Breite und Vielfalt zugänglich wird; sie übersetzte autobiographische Werke, fiktive Romane, aber auch psychologische und historische Sachbücher und politische Essays.

Noa Yedlin: Unter Freunden stirbt man nicht
Bild: Kein & Aber

Die 1948 geborene Seidler lebt seit 1984 in Jerusalem. Ihr Werdegang als Übersetzerin hebräischer Literatur begann Ende der 1990er Jahre. Seither hat sie Werke u. a. von Rivka Keren, Yishai Sarid, Dorit Rabinyan, Ayelet Gundar-Goshen und Noa Yedlin ins Deutsche übertragen.

Mitglieder der Auswahljury waren Anne Birkenhauer, Carsten Hueck und Marie Luise Knott.

Abravaya hat den Simplicissimus ins Hebräische übersetzt

Auf israelischer Seite geht der Preis an den Autor und Übersetzer Ido Abravaya für seine Übertragung des Romans Der Abenteuerliche Simplicissimus von Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen. Das Werk gilt als erster Abenteuerroman und wichtigstes Prosawerk des Barocks in deutscher Sprache.

Eine gemeinsame Preisverleihung ist für 2026 in Israel vorgesehen.

Aharon Appelfeld: Sommernächte
Bild: Rowohl

Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis 2022 für Gundula Schiffer

Rückwirkend für das Jahr 2022 wurde der Deutsch-Hebräische Übersetzerpreis nun auch Gundula Schiffer zuerkannt – für ihre Übersetzung des Romans Sommernächte von Aharon Appelfeld (Rowohlt Berlin Verlag, Berlin, 2022).

Die Jury schreibt:

Aharon Appelfeld, der israelische Autor rumänisch-ukrainischer Herkunft, der als Kind in den Wäldern die Shoa überlebte, schrieb viele Jahrzehnte lang über ein großes Thema: die Rettung der untergegangenen Welt seiner Vorfahren. 2015, noch zu Lebzeiten, erschien sein Roman Sommernächte, eine Parabel vom Überleben eines Jungen und eines alten Mannes, die das Schicksal zusammengeführt hat.

Die Übersetzerin Gundula Schiffer hat den ganzen Mut, die ganze Verzweiflung der beiden Protagonisten ebenso wie die stille Intensität des Erzählers großartig ins Deutsche übertragen. Sie lässt uns auf diese Weise teilhaben an der jüdischen Erfahrung des 20. Jahrhunderts, die – so vermittelt es die Sprache des Romans und eben auch die der Übersetzung – ganz anders hätte kommen müssen.

Gundula Schiffer, 1980 geboren, lebt als Dichterin und Übersetzerin in Köln. Studium der Komparatistik sowie der hebräischen Sprache und Literatur in München und Jerusalem. 2010 Promotion über die Poesie der Psalmen. Anschließend absolvierte sie den Düsseldorfer Masterstudiengang Literaturübersetzen.

Aus dem Hebräischen übersetzte sie u. a. Prosawerke von Aharon Appelfeld, Ronit Matalon, Liat Elkayam, Isaac Blum und Maya C. Klinger, Lyrik von Tal Nitzan, Mati Shemoeloff, Tuvia Rübner und Shimon Bouzaglo sowie Theatertexte von Joshua Sobol und Gilad Evron.

Mitglieder der Jury für das Jahr 2022 waren Anat Feinberg, Carsten Hueck, Marie Luise Knott, Miryam Schellbach und Adina Stern.

Wolfram Weimer
Wolfram Weimer – Bild: Jesco Denzel / BuReg

Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis

Der Deutsch-Hebräische Übersetzerpreis wird in der Regel alle drei Jahre vergeben, wobei pro Sprachrichtung ein Übersetzer ausgezeichnet wird. Beide erhalten jeweils ein Preisgeld von 10.000 Euro. Es gibt zwei Jurys, eine in Deutschland und eine in Israel.

Bisherige deutschsprachige Preisträger

2025 Helene Seidler, 2022 Gundula Schiffer, 2019 Markus Lemke, 2018 Anne Birkenhauer, 2015 Ruth Achlama.

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PM BuReg, DÜF