Deutsche Dolmetscherin mit Oscar ausgezeichnet

Keiner hat es gemerkt, aber auch eine Deutsche – noch dazu eine ausgebildete Dolmetscherin – hat bei der Oscar-Verleihung abgeräumt. Allerdings wurden nicht ihre sprachmittlerischen, sondern ihre künstlerischen Fähigkeiten bei der Ausstattung des Musical-Films „Moulin Rouge“ ausgezeichnet.

Wer es nicht glaubt, kann unter www.oscar.org alles schwarz auf weiß nachlesen: In der Kategorie „Achievement in art direction“ ging der Preis an „Moulin Rouge“. „Art Direction: Catherine Martin, Set Decoration: Brigitte Broch.“

Wie so viele Sprachmittler verfügt Brigitte Broch über einen interessanten, nicht-linearen Lebenslauf: 1943 in Köslin, Hinterpommern, geboren. 1945 mit ihren Eltern wie Millionen andere Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben. Die Familie lässt sich in Solingen nieder. Mit 17 schmeißt sie die Schule, geht erst nach England, dann nach Hamburg und 1968 schließlich zu einer Freundin nach Mexiko.

Broch arbeitet dort als Sekretärin, Englisch- und Deutschlehrerin und absolviert eine Ausbildung zur Dolmetscherin. Im Lauf der Zeit findet sie aber immer mehr Gefallen an künstlerischen Ausdrucksformen wie Theater und Tanz, Fotografie und Grafikdesign.

Im Filmgeschäft ist Broch schon seit den frühen achtziger Jahren. Bei vielen mexikanischen Streifen der vergangenen Jahre hat sie mitgewirkt.

Und wie fühlt man sich so als Oscar-Gewinnerin? „Der Oscar hat mein Leben gar nicht so sehr verändert. Ich bekomme aber mehr Angebote, kann auswählen und mich als Freiberuflerin etwas beruhigter zurücklehnen“, sagt Brigitte Broch.

[Text: Richard Schneider. Quelle: www.oscar.org; Bocholter-Borkener Volksblatt, 2002-04-12.]