Das Brandenburger Tor ist in den vergangenen 22 Monaten für knapp vier Mio. Euro restauriert worden. Bei der feierlichen Enthüllung des nun wieder in altem Glanz erstrahlenden Monuments überraschte der ehemalige US-Präsident Bill Clinton (56) die 500.000 versammelten Berliner am 3. Oktober 2002 mit einigen Sätzen in deutscher Sprache.
Zum Schluss seiner Ansprache sagte er in Anwesenheit von Bundespräsident Rau, Bundeskanzler Schröder und Oberbürgermeister Klaus Wowereit: „Das Tor war ein Symbol der Teilung. Heute ist es ein echtes Symbol der Einheit.“ Und auf Englisch fügte er hinzu: „Möge dies immer so bleiben.“ Der übrige Teil der Rede war von einem Dolmetscher übertragen worden.
Die Aussprache Clintons war erstaunlich gut und auf jeden Fall besser als damals die von Kennedy, der sich sein legendäres „Ich bin ein Berliner“ mangels Sprachkenntnissen in einer Art Lautschrift im Redemanuskript notieren musste.
Und so fragten sich die 500.000 zur Enthüllung des Tors anwesenden Berliner und auch die Fernsehzuschauer: Nanu, spricht Clinton etwa Deutsch?
Die Antwort lautet: Ja, zumindest ein bisschen. Wie der Tagesspiegel berichtet, hatte Clinton schon in der High School Deutschunterricht und interessierte sich für die deutsche Geistesgeschichte. Heine und Hesse sollen ihn besonders fasziniert haben. Und als er in den sechziger Jahren an der Washingtoner Georgetown-Universität „Internationale Beziehungen“ studierte, belegte er im Nebenfach vier Jahre lang Deutsch.
„Heute kann er deutsche Texte sehr gut lesen. Nur beim Sprechen ist er etwas aus der Übung“, sagt der Deutsche Rüdiger Löwe, leitender Redakteur beim Bayerischen Rundfunk, im Gespräch mit der Zeitung. Löwe ist mit Clinton seit Studentenzeiten befreundet.
Beim Smalltalk mit Helmut Kohl verzichtete der frühere US-Präsident mitunter auf einen Dolmetscher. In dieser Zeit nahm er sich allerdings auch regelmäßig Zeit fürs Deutschlernen. „Er hat mir erzählt, dass er im Weißen Haus jeden Freitag eine Stunde lang mit seiner Tochter Chelsea Deutsch gesprochen hat, denn sie hatte die Sprache ebenfalls an der Uni belegt“, so Löwe.
Richard Schneider