Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau plant eine Neuübersetzung der Bibel, die in „gerechter Sprache“ verfasst werden soll. Zahlreiche Wissenschaftler und rund 40 Übersetzer werden daran mitwirken.
Auf der Reformationsfeier des Protestantischen Kirchenbezirks Kaiserslautern stellte Pfarrerin Hanne Köhler vergangene Woche das Projekt vor. Immer mehr Menschen machten die Erfahrung, dass sich das, was in der Bibel stehe, von dem unterscheide, was sie im Leben erführen. Dem wolle das Projekt mit einer „gerechten Sprache“ und einem modernen Deutsch entgegenwirken. „Wir müssen die Texte aus dem Museum holen und sie den Menschen in einer verständlichen Sprache nahe bringen“, so Köhler.
Offen gibt sie zu, dass sich die in Deutschland geplanten Arbeiten an den neuen Bibelübersetzungen in den USA orientieren. Sie erinnerte auch daran, dass sich der Deutsche Evangelische Kirchentag bereits seit einem Jahrzehnt für Bibelübersetzungen in „gerechter Sprache“ engagiere.
Wie wird sich die Neuübersetzung von der bisherigen Fassung unterscheiden?
- Die genannten oder „mitgemeinten“ Frauen sollen „sichtbar“ gemacht werden.
- Die Übersetzung soll „dem gegenwärtigen Gespräch mit Juden gerecht werden“.
- „Diskriminierung durch Sprache soll sich nicht wiederholen und festigen.“
- Die Übersetzung soll so verständlich wie möglich sein und in einer zeitgemäßen Sprache geschrieben werden.
Trotz dieser Eingriffe soll die Übersetzung, die 2006 erscheinen soll, aber auch dem Urtext verbunden bleiben. Die Herausgeber wollen sie als eine sinnvolle Ergänzung der bereits existierenden Fassungen verstanden wissen.
Köhler räumt allerdings ein, dass die Version in „gerechter Sprache“ wie jede andere Bibelübersetzung bereits in dem Moment revisionsbedürftig sei, in dem sie erscheine.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Rheinpfalz 2002-11-02.]