Ein Dolmetscher der US-Luftwaffe ist am 23.07.2003 festgenommen worden. Ahmad Al-Halabi (24) soll versucht haben, geheime Dokumente und Informationen an Syrien weiterzugeben. Er hatte neun Monate als Dolmetscher für die Taliban- und El-Kaida-Gefangenen auf dem US-Marinestützpunkt Guantánamo auf Kuba gearbeitet.
Auf seinem Laptop wurden eine Karte des Lagers, Aufzeichnungen über die Flugwege der Militärflugzeuge sowie 186 Notizen über Gefangene gefunden. Vier davon seien offenbar von Halabi per E-Mail verschickt oder ins Internet gestellt worden.
Die Vorwürfe lauten auf Hilfe für den Feind, Spionage und Befehlsverweigerung. Außerdem wird Al-Halabi beschuldigt, kritische Bemerkungen über die Haftbedingungen gemacht, „Sympathie für die Gefangenen“ und nicht genehmigten Kontakt mit ihnen unterhalten zu haben. Ein weiterer Vorwurf lautet auf Falschaussage, weil er im Verhör bestritten habe, antiamerikanische Äußerungen gemacht zu haben.
Derzeit wird geprüft, ob die Beweise ausreichen, um ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen, denn Al-Halabi ist Soldat und gehört der Luftwaffe an. In diesem Fall könnte ihm die Todesstrafe drohen.
Al-Halabi selbst erklärte sich bei einer Anhörung für nicht schuldig. Sein Militäranwalt, Major James Kelly, gab an, sein Mandant sei eingebürgerter Amerikaner syrischer Abstammung und Patriot. Er habe Ende Juli nach Syrien fliegen wollen, um zu heiraten. Deshalb habe er Kontakt mit der syrischen Botschaft aufgenommen, um sicherzustellen, dass seine Frau mit ihm in die USA reisen dürfe.
Auf Guantánamo haben die USA auf rechtsfreiem Raum eine Sammelunterkunft für Terrorismusverdächtige eingerichtet. In den letzten zwei Jahren wurden dort rund 660 Gefangene aus 42 Ländern eingeliefert. Sie sind weder Untersuchungs- noch Kriegsgefangene, sondern völlig rechtlos und haben in der Regel auch keinen Anwalt.
[Text: Richard Schneider. Quelle: dpa, 2003-09-24; n-tv, 2003-09-23; Netzeitung, 2003-09-23; Spiegel, 2003-09-23; Tagesanzeiger, 2003-09-24; Focus, 2003-09-26. Bild: Al-Halabi, n-tv.]