„Operation Mauerblümchen“ – Übersetzer-Zentrum lenkt Aufmerksamkeit auf Literaturübersetzer

Übersetzer-Zentrum Frankfurter Buchmesse 2003
Letzte Vorbereitungen für die Eröffnung des ersten Übersetzer-Zentrums auf der Frankfurter Buchmesse. - Bild: FBM

„Wir haben das Übersetzer-Zentrum geschaffen für eine wichtige Sparte unserer Branche, die bisher auf der Buchmesse nicht in Erscheinung getreten ist“, so Volker Neumann, Direktor der Frankfurter Buchmesse, in einem Zeitungsinterview.

Und diese neue Einrichtung scheint tatsächlich die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen. Das belegt jedenfalls die Pressebeobachtung des Übersetzerportals. Schon in den Vorberichten zur Messe, in denen aufgezählt wurde, was dieses Jahr neu und anders ist, tauchte praktisch immer das Wort „Übersetzer“ auf, weil auf das Übersetzer-Zentrum in Halle 4 hingewiesen wurde. Darüber hinaus sind in den Medien einige Artikel erschienen, die sich ausschließlich mit der Arbeit und Berufssituation der Literaturübersetzer beschäftigen.

Einen ausführlichen Bericht hat das ZDF im Internet veröffentlicht. Zu Wort kommen Ebba Drolshagen („Was wäre aus der Welt geworden, wenn Freud und Marx nicht übersetzt worden wären?“), Helga Pfetsch (Präsidentin VdÜ), Regine Elsässer und Jutta Himmelreich. Himmelreich spricht von einer „Operation Mauerblümchen“, mit der die Übersetzer ein wenig ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden sollen.

Der Wiener Kurier hat über die Honorarsituation der Literaturübersetzer berichtet und ließ Helga Pfetsch zu Wort kommen.

Aus der Perspektive der PR-Strategen hat sich die Einrichtung des Übersetzer-Zentrums also auf jeden Fall gelohnt. Aus der Sicht der Besucher sicherlich auch. Man kann sich dort gut mit Kollegen oder Kunden zu einem Gespräch verabreden.

Stand ist überraschend groß

Der Stand selbst ist recht groß, hell und freundlich und „macht echt was her“. Vor einer langen Info-Theke sind wie bei einem Straßencafé runde Tischchen mit Stühlen verteilt. Der Vortragsbereich ist mit Computer und Datenprojektor optimal ausgestattet. Am Freitag, als sich der Übersetzerportal-Betreiber dort herumtrieb, demonstrierten Dr. Josef Winiger (VdÜ) und Barbara Böer Alves (BDÜ-Präsidentin) gerade die Internet-Datenbanken ihrer Verbände. Aus Wien war Brigitte Rapp von der Übersetzergemeinschaft angereist. Sie erläuterte Inhalt und Umfang des in Buchform herausgegebenen Verzeichnisses der österreichischen Literaturübersetzer.

Im Verlauf der Messe finden insgesamt 26 Veranstaltungen am Übersetzer-Zentrum statt. Einige der Themen: Wie kommen Verlage an Fördermittel für Übersetzungen?; Russische und deutsche Literaturübersetzer im Gespräch; Dolmetschen – vom Community Interpreting bis zum Konferenzdolmetschen; Hamburger Übersetzer packen aus; Übersetzung und Urheberrecht; Übersetzer als Freiberufler heute – Qualifikation und sonstige Voraussetzungen. Für den Messe-Sonntag ist eine Lesung mit Harry Rowohlt geplant.

Richard Schneider